Rezension

Humorvolles Kinder-Gangster-Abenteuer mit jeder Menge Erklärungen

Das Schloss der Smartphone-Waisen -

Das Schloss der Smartphone-Waisen
von Salah Naoura

Bewertet mit 5 Sternen

Eine wundervolle Geschichte, mit viel Humor erzählt und diesem Touch weniger Distanz als andere Bücher – Absolut lesenswert

Marla Madelhuber verliert als Kind ihre Eltern, als diese ihr zu ihrem 10. Geburtstag gratulieren wollen. Sie stehen mit ihrem Smartphone und einem Selfie-Stick am Berghang und machen einen Schritt zu viel, weil sie unaufmerksam sind. Als Erwachsene eröffnet Marla in Berlin ein Kinderheim für jene Kinder, die ein ähnliches Schicksal teilen wie sie. Doch eines Tages kommt ein Brief, der das kleine Paradies der Smartphone-Waisen zu zerstören droht… Nun ist guter Rat teuer und eine Lösung scheint zunächst nicht in Sicht.

Die fünf Kinder – Smartphone-Waisen – sind ziemlich unterschiedliche Charaktere, was der Geschichte schon mal reichlich Pepp verleiht. Mein Lieblingscharakter ist Kalli. Er liebt Ordnung, seine Sachen sind stets ordentlich und gebügelt und seine Haare jeden Tag gekämmt. Er ist der klassische Nerd mit richtig viel Grips und Ideen – und sowohl der Entführungs- als auch der Einbruchsleiter. Allein über diese Begrifflichkeiten konnte ich schon herzlich lachen.

Die Autorin schreibt herrlich leicht und kindgerecht. Man fliegt nur so durch die Geschichte. Das Beste dabei ist aber, dass sie den Leser mit in die Geschichte holt. Sie spricht ihn einfach direkt an und so manches Mal fühlt man sich dann auch erwischt, wenn sie sagt: „Na hast Du gedacht, dass…“ Diese Art mit dem Leser in Kontakt zu treten, verkürzt die Distanz zum Autor, finde ich. Darüber hinaus schafft sie es so, auf unterhaltsame Art und Weise Dinge zu erklären, die im Verlauf der Geschichte sonst vielleicht keinen Platz gehabt hätten. Ich mag diese Art zu schreiben sehr.

Am Beispiel von Artschie – dem Enkel von Oma Hermine, der das Schloss gehört, in das die 5 Kinder nur allzu gern einziehen würden – wird ganz wunderbar gezeigt, dass mehr in Menschen steckt, als man auf den ersten Blick vielleicht sieht. Und so werden die 5 Smartphone-Weisen – Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani – und Artschie am Ende dicke Freunde, obwohl es anfangs gar nicht so aussah. Auch der Umstand, dass die 5 Kinder nicht unbedingt in ein Schema passen – Leo strickt, Tara kann hellsehen z.B. – finde ich super gelungen. Ihr Anderssein stört hier niemanden, ganz im Gegenteil, es ist eher von Vorteil, denn Kalli weiß alles zu nutzen um die gemeinsamen Pläne umzusetzen.

Oma Hermine ist einfach knorke. Sie kann zwar nicht mehr so gut laufen, hat aber einen Rennrollstuhl und ist einfach echt cool, genauso wie ihr Butler Mr. Gordon. So manches Mal wissen die beiden schon recht genau, was abgeht, dennoch sind sie weit davon entfernt, die Kinder zu bremsen oder auszuschimpfen. Es geht vielmehr darum, dass sie eigene Erfahrungen machen – so wie es im Grunde auch in der Realität sein soll(te), wie ich finde.

Die Illustrationen im Buch sind nicht allzu häufig, was mir gut gefällt, aber die Bilder, die wir finden, sind treffsicher gezeichnet. Ich mag sie sehr und es macht einfach Spaß auch einmal länger zu verweilen und die Details zu betrachten. Sie passen stets zu der Stelle im Buch, an der sie eingefügt wurden und untermalen die Geschichte, ohne ihr die Show zu stehlen.

Dieses Buch ist hervorragend geeignet zum Selbst- oder zum Vorlesen. Auch als Erwachsener hat man hier jede Menge Spaß und betrachtet die Welt der Kinder vielleicht auch einfach mal mit anderen Augen. Es lohnt sich jedenfalls.

Fazit:

Eine tolle Geschichte, spannend und humorvoll erzählt und durchaus dazu gemacht, noch ein zweites Mal gelesen zu werden. Die Illustrationen sind klasse gezeichnet und machen Freude. Von mir gibt es deshalb eine klare Leseempfehlung – sowohl für große als auch kleine Leser.