Rezension

Ich bin begeistert!

Artikel 5 - Kristen Simmons

Artikel 5
von Kristen Simmons

„All die Teile meiner selbst – die Teile, die ich kannte – wurden abgeschnitten wie meine Haare und ließen nur ein verzerrtes, unausgegorenes Etwas zurück. Aber das war natürlich Blödsinn. Ich war immer noch ich. Aber alles andere hatte sich verändert. -S.150

 

 

 

„Artikel 5“ habe ich eigentlich mit keinen großen Erwartungen begonnen zu lesen. Ich habe schon im Vorfeld ein paar Rezensionen gelesen, die nicht so begeistert klangen, habe den Roman dann zufällig preisreduziert ergattern können und den Versuch einfach mal gewagt.

Und ich bin begeistert! Sofort im Anschluss hatte ich mir Teil 2 bestellt und bin immer noch ganz geflashed von Embers und Chase' Geschichte.

Aber fangen wir einmal von vorne an.

 

Dem Leser wird eine dystopische Welt vorgestellt, in der nach einem großen Krieg Kirche und Staat nicht länger getrennt werden. Der Glaube an Gott und die heile Familie steht an erster Stelle, Statuten, welche diese Werte schützen werden gnadenlos vom Milität durchgesetzt. Hunger und Leid beherrschen das Land.

Diese Ausgangssituation wird sehr schonungslos von der Autorin beschrieben. Die Grausamkeit und Ausweglosigkeit dieser neuen Welt wird sehr gut rübergebracht und ich denke, dass hier eine interessante neue Welt geschaffen wurde, die sogar nicht allzu abwegig in naher Zukunft scheint.

Schade fand ich nur, dass die Vorgeschichte, wie es genau zu der jetzigen Situation gekommen ist, immer nur angerissen wird. Dieser ominöse Krieg wird immer wieder erwähnt, doch was genau passiert ist, wie es dazu kam, wer beteiligt war und wie im Rest der Welt aussieht, bleibt ein Rätsel.

 

Die Charaktere sind ein weiterer Pluspunkt der Geschichte. Allesamt hatten sie Tiefe und Hintergründe und waren sehr interessant.

Allen voran unsere Protagonistin Ember. Sie ist zu Beginn sehr bedacht, die Statuten einzuhalten, um sich und ihre Mutter in Sicherheit zu wissen. Als sie dann plötzlich zur Gesuchten Flüchtigen wird, steht ihre Welt Kopf. Ihre Gedanken und Gefühle sind sehr komplex und authentisch und ich habe es genossen, das Geschehen durch ihre Augen zu verfolgen. Natürlich ist sie noch sehr naiv, doch gerade das fand ich sehr authentisch. Sie wird zwar in dieser neuen Welt groß, kennt jedoch trotzdem nur die Situation, sich statutenkonform zu verhalten um somit in Sicherheit zu leben. Mit ihrer Flucht und der ganzen Grausamkeit ist sie überfordert, das ist nur natürlich. In Band zwei wünsche ich mir dann eine Entwicklung, ich möchte sehen, wie die Erfahrungen da draußen sie und ihr Verhalten prägen. Davon werde ich dann wohl in der Rezension zu Teil 2 berichten, der gerade schon gelesen wird.

Die Charaktere und ihre Beziehungen sind stets sehr konfliktbeladen, was sie sofort interessant gemacht hat. Besonders ihre Beziehung zu Chase wurde durch die Autorin toll dargestellt. Vor allem bei ihm, wusste ich als Leser nie, woran ich bin. Er ist sehr verschlossen, ebenfalls geprägt von seinen Erlebnissen beim Militär. Die Chemie zwischen ihm und Ember hat sofort gestimmt, doch es war auch schnell klar, dass zu diesem Zeitpunkt zu vieles zwischen den beiden steht, als dass sie sofort zusammenkommen können. Diese ganze Beziehung hat mich sofort gefesselt und ich denke, dass Kristen Simmons hier wirklich ein tolles Paar von Charakteren geschaffen hat, die sich

eindeutig von anderen kitschbehafteten Pärchen auf dem Markt abheben.

 

Die Flucht der beiden durch dieses gebrochene und zerstörte Land wird sehr spannend und nervenaufreibend beschrieben. Zu einem großen Teil, ist dies vielleicht auch ein Survival-Roman, weil man wirklich mit ansehen muss, wie die beiden alleine da draußen versuchen zu überleben.

Ich habe mit diesen Charakteren auf ihrer Reise mitgefiebert und teilweise wirklich bis spät in die Nacht gelesen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

 

 

Nun zum Schreibstil.Der ist einfach toll. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Kristen Simmons schreibt unheimlich bildlich und atmosphärisch. Sie hat ein tolles Gespür für die Gefühle und Gedanken ihrer Charaktere und schafft es mit nur wenigen Worten sehr viel Anspannung in einer Szene zu schaffen. Sie beschreibt sowohl Emotionen, als auch Orte und actionreiche Szenen sehr bildlich.

Ich kann mir vorstellen auch in Zukunft noch sehr viel mehr von ihren Werken zu lesen, wenn sie nur halb so gut geschrieben sind wie „Artikel 5“.

 

 

 

„Artikel“ 5 hat es geschafft, sich nach ganz vorne zu drängeln in meiner Liste von guten Dytopien. Ich habe es bewusst vermieden, den Roman mit anderen bekannten Dystopien zu vergleichen, wie es oft in anderen Rezensionen geschehen ist. Denn ich denke, dass „Artikel 5“ anders ist, als beispielsweise Panem oder Divergent. Auf seine eigene Art und Weise hat mich die Geschichte begeistert und mitgerissen und ich freue mich schon auf Teil 2 der Reihe!