Rezension

Ich hätte mich über mehr Spannung gefreut...

Das zerbrochene Fenster - Zoë Beck

Das zerbrochene Fenster
von Zoë Beck

Ein Mord in der schottischen High Society und ein Mörder, von dem seit sieben Jahren jedes Lebenszeichen fehlt.

Schottland versinkt mitten im Schneechaos, als Cedric von seiner verwitweten Stiefmutter Lillian Darney, geborene Kjellberg, einen Anruf bekommt. Das wäre unter normalen Umständen nicht ungewöhnlich, doch diese Handynummer besitzen insgesamt nur fünf Menschen für Notfälle. Also ist schnell klar, dass er diesen Anruf trotz seiner Abneigung für Lillian nicht unbeantwortet lassen kann. Doch statt der erwarteten Konfrontation hört er sie nur einen Namen stöhnen, bevor die Leitung zusammenbricht: Sean. Cedric macht sich sofort auf den Weg zu der Frau, die durch ihren Erbanspruch gerade im Begriff ist, ihm sein ganzes Leben zu nehmen. Doch sobald er das Haus betrifft, wird ihm schlagartig bewusst, dass die Dinge sich verändert haben, denn Lilian wurde brutal ermordet, während Cedrics kleiner Halbbruder William eine Etage darüber friedlich in seinem Bett liegt.

Während der Mord an der bekannten und reichen Witwe Darny für Aufsehen sorgt, ist eine Frau sich sicher, den Mörder von Lillian zu kennen. Diese Frau heißt Philippa Murray. Sie beschuldigt bei der Polizei ihren seit Jahren verschwundenen Ex-Freund Sean Butler des Mordes – und verschwindet selbst unter mysteriösen Umständen.  Hat Pippa recht? Hat der Mord an der jungen Witwe mit dem Mann zu tun, den sie seit sieben Jahren erfolglos sucht? Für alle Beteiligten beginnt ein Puzzlespiel, bei dem scheinbar nicht alle Teile zusammenpassen. Doch für Cedric steht fest, dass er den Mörder seiner Stiefmutter finden muss, denn er fürchtet, schon bald das nächste Opfer zu sein.

“Ich glaube nicht, dass er dich verlassen hat”, sagte Pete. “Bestimmt gibt es eine ganz einfache Erklärung. Und wenn ihm wirklich etwas Schlimmes zugestoßen wäre, hätte man uns doch informiert.” Das wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, um mit ihm darüber zu reden, was wirklich passiert war, aber ich schaffte es nicht. Stattdessen sagte ich einfach nur: “Nein, er ist einfach weg.” – Seite 8 –

 Ein Krimi, der sich als spannungsgeladener Thriller verkleiden möchte – der Schlingel!

Das zerbrochene Fenster war mein erster Thriller von Zoë Beck und ich muss gestehen, dass ich ziemlich unschlüssig bin, wie er mir gefallen hat. Der Schreibstil von Zoë Beck ist für mich ganz großes Kino. Sie schafft es scheinbar mit Leichtigkeit, ihre Leser in die Szenerie hineinzuversetzen oder Personen im Verlauf der Handlung verschiedene Charakterfacetten und -wandlungen zuzuschreiben. Besonders bei Cedric und Pippas Schwester Dana ist ihr das fantastisch geglückt. Cedric, der zunächst als egozentrischer und neurotischer Protagonist auftritt, entwickelt sich zu einem jungen Mann, der sich zumindest für seine Verhältnisse liebevoll um das Wohl des kleinen Bruders sorgt. Auch die Fassade der scheinbar so oberflächlich wirkenden Dana beginnt zu bröckeln und offenbart somit die Probleme, die tatsächlich zwischenmenschlich in der Familie von ihr und Pippa herrschen.

Trotzdem spüre ich doch ein wenig Enttäuschung in meinem Leserherz. Das zerbrochene Fenster hat meiner Meinung nach zu viele unwichtige Handlungsstränge, die kaum zum Geschehen beitragen, aber doch ziemlich ausführlich behandelt werden. Ob diese Technik Verunsicherung oder Verwirrung beim Leser stiften soll, um den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, ist mir nicht richtig klar. Denn trotz aller Ausführlichkeit lassen diese Handlungsstränge viele Fragen offen und mich somit ein bisschen frustriert zurück. Auch die Spannung und das Herzklopfen habe ich leider an vielen Stellen und besonders am Ende vermisst, denn das war teilweise sogar vorhersehbar. Ein richtiger Thriller ist es also für mich nicht, ich würde es viel eher als Krimi beschreiben. Ihr seht also, ich bin auf der einen Seite wirklich begeistert und auf der anderen Seite ein wenig enttäuscht. Momentan überwiegt bei mir jedoch die Neugier, wie sich die anderen Romane von Zoë Beck lesen.