Rezension

Idylle in der Wohngemeinschaft

Unsere Stimmen bei Nacht -

Unsere Stimmen bei Nacht
von Franziska Fischer

Bewertet mit 3 Sternen

Sechs Menschen kommen in einer Wohngemeinschaft in einer Berliner Villa zusammen. Die Hauseigentümerin Gloria und ihr pensionierter Ehemann Herbert vermieten die Zimmer der geräumigen Villa um ihr Einkommen aufzubessern. Nachdem die drei Kinder ausgezogen sind, füllen der Chemieprofessor Gregor und seine 16jährige Tochter Alissa, der Politikstudent Jay mit Hang zur Musik und die Mittdreißigerin Lou-Ann, Tänzerin und Gelegenheitsjobberin, die bisher leerstehenden Zimmer mit Leben.

Der Leser taucht ein in das Leben der sechs, aus denen im Verlauf des Romans so etwas wie eine familiäre Wohngemeinschaft entsteht. Eine spannungsgeladene Geschichte gibt es nicht, vielmehr wird der Alltag in der Villa eindrücklich geschildert. Das liest sich gut, wenn auch die Sprache m. E. hin und wieder etwas kitschig anmutet.

Gut vermittelt wird die Atmosphäre in der Villa, in der schon die Großeltern der Eigentümerin lebten. In solchen Villen kann man tatsächlich eine ganz besondere Stimmung wahrnehmen, so als lebten und sprächen die Räume, und das macht die Autorin fühlbar. Sie verknüpft die Geschichte der Villa mit der Geschichte des Vermieter-Ehepaares und mit dem Leben der neuen Bewohner. Gloria fühlt sich durch das Auftauchen der jungen Lou-Ann in ihre frühe Jugend zurückversetzt, die 16jährige Alissa erinnert sie an ihre eigenen Kinder, Herbert findet durch Jay im in der Villa geführten Antiquariat Anschluss an die Welt des Internet.

Eine schöne Idylle wird hier beschrieben, in der alle in Sympathie zueinander finden. Die alte, mit dem Charme des etwas Hinfälligen versehene Villa, ihr  wild natürlicher Garten, die gemeinsamen Kochabende, das verstaubte Antiquariat, ein Gartenfest in lauer Sommernacht: Das alles kam mir jedoch allzu idyllisch, ja geradezu märchenhaft daher.

Für Freunde von Wohlfühlromanen sicher das Richtige. Für mich war es eher nichts. Ich vergebe 3 Sterne.