Rezension

Im Plauderton durchs Heilige Land

Israel - Hin und weg! -

Israel - Hin und weg!
von Heidi Ossowski

Bewertet mit 3 Sternen

In der Kürze liegt die Würze! In kurzen, knackigen Kapiteln lässt uns Heidi Ossowski an ihren Israel-Reiseerlebnissen teilhaben, garniert mit ihren ganz persönlichen Glaubens-Einsichten. Dass man bei gutgemeinter Kurzweiligkeit auch mal übers Ziel hinausschießen kann, ist einer der unbeabsichtigten Lerneffekte der Lektüre.

Durchaus sympathisch berichtet die gläubige Autorin von ihrer Reise ins Land der Bibel, von berühmten Sehenswürdigkeiten, Gepflogenheiten, Hostel-Bettnachbarinnen, interessanten Gesprächen und Begegnungen. Viele der besuchten Orte rufen Assoziationen bestimmter Bibelgeschichten und -gestalten hervor. Reichhaltig lässt Heidi Ossowski ihre christlichen Einsichten in die Berichte einfließen, diese bleiben aber leider oft sehr an der Oberfläche.

Dabei ist das Buch wirklich ansprechend aufgemacht, mit liebevoll zusammengestellten schönen Fotos illustriert, und an jedem Kapiteleingang findet sich ein Spruch, eine Bibelstelle oder ein jüdischer Witz; das lockert wunderbar auf. Locker-flapsig geht es auch an anderen Stellen zu, wenn die Autorin zum Beispiel ihre Ankunft in Jaffa mit dem Hinweis schmückt „Jona checkte hier ein“ - mir ist das hier etwas too much. Nicht dass ich grundsätzlich gegen flapsige Bibel-Nacherzählungen wäre, aber das war‘s dann leider auch schon. Nichts weiter über die absolut wunderbare Jona-Geschichte aus der Bibel, die es wahrhaft wert ist, erzählt zu werden. Ich bin wirklich enttäuscht, dass im Folgenden nur noch um Jaffa-Orangen geht. An anderer Stelle folgt ein christlicher Gemeinplatz auf den anderen, ohne dass die Botschaft so richtig rüberkommt. Ein bisschen stört mich auch, dass die Autorin alles, was an lokalen Besonderheiten nicht durch ihren christlichen Filter passt, entsprechend kommentiert. Das kann man hin und wieder machen, aber hier wirkt es manchmal leicht oberlehrerinnenhaft.

Gegen die Mitte hin gewinnt das Buch an Tiefe. Hier gibt es einige wirklich schön geschriebene Kapitel. Stark ist zum Beispiel, was Heidi Ossowski über ihren Gottesdienstbesuch bei messianische Juden schreibt. Und in dem Kapitel über Yad Vashem findet sie kluge und sensible Worte, um ihr Betreten der Holocaust-Gedenkstätte und ihre Gefühle dabei zu beschreiben. Interessant wird es auch bei den geografischen und historischen Beschreibungen der Heiligen Stadt. Nur bei König David fühlte ich mich ein wenig veräppelt - sie geht in einen Dokumentarfilm über David, beschreibt, dass sich Zusammenhänge erschließen - und kein Wort vom Inhalt? Dabei nannte sie das Kapitel vorher noch vollmundig „David - König, Sünder, Superstar“ ...

Am Schluss zieht es sich, trotz der kurzen Kapitel, erheblich. Insgesamt war ich doch etwas enttäuscht von dem Buch. Vieles plätscherte mir zu unbedarft dahin. Es gab Highlights; manche Momente kann die Autorin gut einfangen, aber dann bleiben es doch oft nur aneinandergehängte Momente.

Kommentare

gst kommentierte am 26. Februar 2022 um 18:08

Eine interessante Rezension, die mir zeigt, dass ich das Buch nicht lesen muss. Ich hatte auch mal eine Reise durch Israel, in der die Menschen und die Offenheit sehr gut beschrieben waren. Da fehlte allerdings der religiöse Hintergund.

Arbutus kommentierte am 27. Februar 2022 um 00:49

Das Buch hatte ich mir vor Jahren schon mal gemerkt. Deinen Sternen nach muss es gut sein. Bist Du dort auch selbst gewandert oder hast Du es nur gelesen?