Rezension

Im Schatten des Fuchses

Im Schatten des Fuchses - Julie Kagawa

Im Schatten des Fuchses
von Julie Kagawa

Die neue Trilogie von Julie Kagawa spielt in der an Japan angelehnten Welt Iwagoto und bezieht zahlreiche Mythen und Sagen aus Japan mit in die Welt und die Handlung ein. So ist die Protagonistin Yumeko eine Halb-Kitsune, die über Illusionsmagie verfügt und sich in einen Fuchs verwandeln kann. Auf ihrer Reise zu dem entlegenen Tempel schließt sich ihr der Samurai Tatsumi an, der ein von einem Dämon besessenes Schwert bei sich führt. Erzählt wird dabei abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Yumeko und Tatsumi.
Der erste Band der Trilogie befasst sich mit dem ersten Abschnitt von Yumekos Reise zu einem Priester, von dem sie erfahren soll, wo der geheime Tempel ist, in den sie die Schriftrolle bringen soll. Unterwegs begegnen ihr und Tatsumi neben weiteren Gefährten, die sich "Dank" Yumekos offener und vertrauensseliger Art anschließen, auch allerhand unterschiedliche Dämonen, Geister und andere Wesen der japanischen Mythologie. Die Reise ist dadurch sehr kurzweilig und immer wieder durch actionreiche Kämpfe unterbrochen. Mir gefielen die verschiedenen Sagen und Wesen und wie sie in die Handlung verflochten sind, richtig gut! Julie Kagawa hat damit eine sehr lebendige und vielschichtige Welt geschaffen.
Yumeko hält vor ihren Gefährten - und besonders vor Tatsumi - geheim, dass sie die Schriftrolle bei sich trägt, doch von ihrem Auftrag erfahren dennoch finstere Mächte, die die Schriftrolle an sich bringen wollen und die Gruppe immer wieder angreifen und zu töten versuchen. Doch wer zieht im Hintergrund wirklich die Fäden? Hinzu kommen die Pläne von Tatsumis Clan, die ebenfalls an die Schriftrolle gelangen wollen und im Laufe des Buches immer mehr an Tatsumis Fähigkeit dazu zweifeln...
Zu Beginn fiel es mir schwer, mit den Charakteren warm zu werden. Denn durch die Anlehnung an Japan und das alte Kaiserreich sind die Umgangsformen eher steif und höflich. Yumeko lockert Situationen durch ihre unbedarfte und naiv-freundliche Art zwar oftmals wieder auf, wirkt dadurch aber auch sehr kindlich und manchmal regelrecht dümmlich. Doch sie ist auch sehr pflichtbewusst, wenn es darauf ankommt und nimmt ihren Auftrag sehr ernst. Zudem zeigt sie in kritischen Situationen Mut und eine Art intuitive Schläue.
Tatsumi ist der genaue Gegensatz dazu. Um sein Dämonen-Schwert unter Kontrolle zu halten, darf er keine Gefühle zulassen und muss stets konzentriert bleiben. Daher ist er gefühlskalt und wortkarg.
Im Klappentext wird eine Liebesgeschichte zwischen den beiden angedeutet, sie sich in diesem Band aber (noch?) nicht entwickelt. Vielmehr stößt Tatsumi durch Yumekos naive Art immer wieder an die Grenzen seiner Kontrolle und taut sehr langsam etwas auf - was jedoch eine riesige Gefahr birgt und in einem Finale endet, das mich tatsächlich überrascht und mitgenommen hat.
Erst als sich weitere Gefährten den beiden anschließen, lockerte die Atmosphäre richtig auf und mir wuchsen die Charaktere immer mehr ans Herz.
Insgesamt ein solider, spannender Auftakt der neuen Reihe, die durch das Setting überzeugen kann. Da ich jedoch erst zum Ende hin mit den Charakteren richtig warm wurde, zog sich der Anfang für mich ein wenig. Das grandiose Finale des Bandes samt fiesem Cliffhanger macht aber umso neugieriger auf die Fortsetzung!