Rezension

In den Scherben spiegelt sich neues Leben

Scherben -

Scherben
von Sophia Nestvogel

Für die 16jährige Fiona ist jeder Tag gleich trüb. Es ist schon ein Jahr her, dass ihr kleiner Bruder den Kampf gegen Krebs verloren hat, doch Fiona kann sich immer noch nicht vorstellen, wie das Leben weitergehen soll. Ihre Trauer ist ihr inzwischen so vertraut wie ein ausgeleiertes Kleidungsstück. Sie nimmt kaum teil am Leben, hat nur noch eine richtige Freundin, vor allem aber ist sie enttäuscht von Gott.

 

Ihre Eltern sind gläubig, der Vater sogar Pastor, darum ist ihr der christliche Glaube von klein auf vertraut. Sie hatte so darauf gehofft, dass Gott ihren Bruder gesund machen würde. Wie konnte er sie nur so im Stich lassen? Und wie kann es sein, dass ihre Eltern nicht ebenso mit Gott hadern, wie sie?

 

Eines Tages haben Fionas Eltern eine große Neuigkeit. Ihre Familie wird sich vergrößern, sie werden einen Teenager aufnehmen. Milan ist im gleichen Alter wie Fiona, doch sein Elternhaus ist von Gewalt geprägt, und Milan hat viele Narben, äußerlich und innerlich.

 

Fiona empfindet die Gegenwart von Milan zunächst als Bedrohung, und das wird nicht dadurch besser, dass er ausgerechnet im Zimmer ihres verstorbenen Bruders untergebracht wird. Seine Ankunft reißt Wunden auf, und Fionas Verzweiflung wächst. Es ist ein weiter Weg, bis beide Jugendliche erkennen, dass sie mehr gemeinsam haben als sie ahnen.

 

Die Charaktere dieser Erzählung sind erstaunlich tiefgründig und vielschichtig. Auch Nebencharaktere, wie Fionas Freundin oder die Hauskreismitglieder, sind gut ausgearbeitet. Auf dem ersten Blick scheint dieses Buch ein vorhersehbarer Liebesroman zu sein, nach dem Motto „good girl loves bad boy“, doch es steckt so viel mehr darin. Das Thema Glauben zieht sich durch das Buch, dabei wird vor allem das Gottesbild und das Vertrauen auf Gott thematisiert. Fiona entdeckt, dass Gott gut ist, selbst wenn er nicht so handelt, wie sie es sich sehnlich wünscht.

 

Fionas Trauer wird im ersten Teil sehr tiefgehend beschrieben, das kann beim Lesen etwas ermüdend wirken und den Einstieg ins Buch erschweren. Auch ein paar Szenen überzeugen nicht, zum Beispiel das Gespräch im Büro des Rektors. Doch das wird mehr als aufgewogen durch die Fülle der lebenswichtigen Themen, die angesprochen werden und der Nähe zur Lebenswelt der Zielgruppe.

 

Fazit: Ein berührendes Buch über zwei junge Menschen, die ein schweres Schicksal verkraften müssen. Sie kommen sich dabei näher und unterstützen sich, und gemeinsam lernen sie Gott zu vertrauen. Sehr empfehlenswert für junge Menschen ab 12 Jahren.