Rezension

In Zeiten des Umbruchs

Zwischen zwei Welten -

Zwischen zwei Welten
von Izabelle Jardin

Bewertet mit 4 Sternen

Izabelle Jardin nimmt ihre Leser mit nach Schlesien in das Jahr 1844. Es finden die ersten Weberaufstände aufgrund der desolaten Verhältnisse der Menschen dieser Berufsgruppe statt. Ich wusste bisher fast gar nichts zu diesen Vorkommnissen und war daher sehr gespannt auf diesen historischen Roman.

Aufgrund der florierenden Tuchfabrik ihrer Familie wächst Elise von Achenthal in privilegierten Verhältnissen und wohlbehütet auf. Konfrontiert mit den Erlebnissen jener schrecklichen Nacht beginnt sie, sich mit den Lebensverhältnissen der Weber auseinanderzusetzen und dringt auf Verbesserungen. Die Entwicklung von Elise vom unbeschwerten Teenager zu einer reflektierenden Frau ist sehr gut und anschaulich dargestellt. Sie ist ein liebenswerter und starker Charakter. Aber nicht nur sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte. Auch ihre Eltern verschließen nicht länger die Augen vor dem Elend der ihnen zu Wohlstand verhelfenden Webern. Ich finde, dass alle Charaktere sehr gut und authentisch ausgearbeitet sind.

An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, aber er entspricht wohl den damaligen Gepflogenheiten. Sehr eindringlich wird die elende Situation der Weber beschrieben, aber ebenso bildhaft bringt uns die Autorin die Natur der schlesischen Landschaft näher. Außerdem hat die Autorin gekonnt Geschehnisse jener Zeit mit eingearbeitet. Die beginnende Industrialisierung beschleunigt viele Arbeitsschritte, aber die Situation der Arbeiterschicht verbessert sich nicht wirklich.

Ein gut recherchierter historischer Roman, der mich sehr gut unterhalten und mein Wissen erweitert hat. Aufgrund der vielen offenen Fragen fiebere ich nun dem Erscheinen des zweiten Bandes entgegen.