Rezension

Informativer Jouralismus pur. Ohne den Mut von Todenhöfer würden uns viele Informationen vorenthalten

Die große Heuchelei - Jürgen Todenhöfer

Die große Heuchelei
von Jürgen Todenhöfer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch von Jürgen Todenhöfer "Die große Heuchelei - Wie Politik und Medien unsere Werte verraten" hat es in sich. Wer so mutig ist und tatsächlich Meldungen über Kriegsgräuel und mehr vor Ort recherchiert, beweist mehr als reine Neugier. Wie andere alles nachplappern beziehungsweise schreiben, das ist nicht sein Stil. Und auch sein Sohn Frederic hilft als Kameramann mit in Bildern festzuhalten, was in unserer Medienlandschaft so gut wie nie einen Rahmen erhält. Wir haben keine Lügenpresse, aber eine Presse, die, nach Meinung von Todenhöfer, nicht mehr kritisch hinterfragt, was wirklich in der Welt passiert, und vor allem warum.
Dabei begnügt sich der Autor und sein Sohn nicht damit, irgendwelche Zahlen und Sprüche zu klopfen, sondern recherchiert gnadenlos nachvollziehbar all seine wiedergegebenen Worte. Um zu verstehen, was da los ist mit unserer angeblichen Menschlichkeit belässt er es auch nicht dabei, sich von jeder Seite deren Argumente für jenen Kriegswillen anzuhören, sondern prüft vor Ort alle Angaben, deren er habhaft werden kann, um Fakten wiedergeben zu können. Das ist gefährlich, für ihn selbst wie für seine jeweilige Begleitung. Aber nicht nur das Heute steht im Mittelpunkt. Um zu verstehen, wie die Gier nach Mehr an Macht und wirtschaftlichen Stärken einzelner und verbündeter Länder zusammenhängen, gibt er geschichtliche Entwicklungen und verschiedene Sichtweisen, auch der Religionen, wieder.
Dass jeder Krieg immense Verluste bei der Bevölkerung nach sich zieht, und anstatt Terrorismus auszumerzen diesen nur noch mehr schürt, das haben die Kriegstreiber immer noch nicht verstanden. Unbedingt die eigene Meinung und Lebensweise anderen überzustülpen gebiert nur noch mehr Gewalt, wie Todenhöfer nicht müde wird zu betonen.
Lösungsansätze hat er ebenfalls parat, mit seinen Verbindungen zu den Mächtigen und Gestaltern hat Todenhöfer schon mehrfach versucht, Einfluss für Friedensgespräche zu nehmen. Aber das ist, auch wenn eine Seite es noch so sehr möchte, meist nicht gewollt. Denn bei den vielen Stellvertreterkriegen und Bürgerkriegen ist meist noch nicht das erreicht, was die entsprechende Macht erreichen will, oder man sieht keine Chance zur Erfüllung eines Friedenszustandes.
Dass viele Krisengebiete erst gar nicht oder viel zu selten erwähnt werden, sieht der Autor in den nicht vorhandenen wirtschaftlichen Vorteilen für den Westen. Ginge es um Öl oder sonstige seltene Güter, wäre die Präsenz der Mächtigen, egal woher, schnell erreicht.
Krieg bedeutet Flucht, Verlust von Leben, Träumen, Erinnerungen. Flucht bedeutet für die aufnehmenden Länder der Flüchtigen ungemeine Anstrengungen und für die Flüchtenden unermessliches Leid. Als Enkelin von Vertriebenen und Kind von Flüchtlingen wünsche ich mir Frieden und lieber einen Wettstreit, um die Gesellschaft voranzubringen, als den Zustand, in der die Welt gerade verharrt. Immer fünf Minuten vor dem nächsten Weltkrieg.
Angaben zur Internetsuche für Jürgen Todenhöfer erübrigen sich sicher, hier aber dennoch einige Beispiele: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Todenh%C3%B6fer
https://juergentodenhoefer.de/

https://www.facebook.com/JuergenTodenhoefer