Rezension

Innovativ!

Der Rithmatist - Brandon Sanderson

Der Rithmatist
von Brandon Sanderson

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn ihr geglaubt habt, in der Masse aus wiederaufgewärmten Vampir-, Werwolf-, Engel-, Dämonen- und was nicht noch alles- Geschichten könnte es keine wirklich neuen Ideen mehr geben, dann habt ihr euch getäuscht, denn dieses Buch beweist das Gegenteil. Zumindest ist mir diese originelle Idee in keinster Weise je begegnet: Aus Kreidezeichnungen entstehen Barrieren und zweidimensionale, nahezu lebendige Kreaturen, die eine Bedrohung darstellen können. Doch nur die sogenannten Rithmatisten können Kreide diese Macht verleihen. Der Protagonist Joel gehört nicht zu diesen.
Es schafft ganz neue Voraussetzungen, wenn der Protagonist mal nicht zu den magischen Überfliegern gehört und somit, was Kreidebelangen angeht, auf Rithmatisten angewiesen ist. Dabei ist Joel aber nicht unwissend, was die Rithmatik angeht, im Gegenteil, er brennt darauf, mehr darüber zu erfahren. Seine gesamte Leidenschaft gilt der Rithmatik, nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist zu sein. Zugeben, besonders am Anfang hat mich diese Besessenheit auch ein wenig genervt, das legte sich jedoch mit dem Fortschreiten der Handlung.

Ansonsten ist Joel auch durchaus sympathisch und ein rational denkender Mensch, der zwar von der Rithmatik mehr als begeistert ist, aber eben auch das dafür erforderliche analytische und logische Denken mit sich bringt und daher (meistens) nachvollziehbar handelt. Auch wenn ich jetzt keine tiefere emotionale Bindung zu ihm aufgebaut habe, war er doch ein angenehmer Hauptcharakter.
Das ist im Übrigen ein weiter Punkt: Rithmatik klingt nicht nur nach Mathematik, sie ist es auch zu einem großen Teil und hat viel mit Geometrie und Abstandsberechnungen zutun. Ein diesbezügliches Interesse mag die Lesefreude vielleicht noch steigern, ich kann euch aber versichern, dass fehlende Interesse den Leseeindurck letztendlich nicht zu sehr schmält. ;) Auch wenn es bei mir teilweise ein wenig gedauert hat, das Prinzip zu verstehen. ^^

Brandon Sanderson hat hier eine faszinierende Welt erschaffen - die Handlung spielt auf den sogenannten Vereinigten Inseln, die den Vereinigten Staaten unserer Welt ähneln. Diese fiktive Welt verfügt aber auch sonst Bezüge zu unserer Welt, so essen die Charaktere zum Beispiel Spagetti. Ansonsten ähnelt es aber fast dem Steampunk - Mechanik in einer sonst High Fantasy - ähnlichen Welt. Auch die Welt lässt sich also nicht in ein gängiges Muster einordnen.

Bei der Handlung selbst hatte ich im ersten Drittel das Gefühl, dass sie sich ein bisschen zog, auch wenn sich das Buch allgemein dank des fesselnden Schreibstils flüssig lesen ließ. Gegen Ende ist dann aber ausreichend Spannung vorhanden. Das Ende ist nicht offen, lässt aber auf einen Folgeband schließen.
Die Idee der Handlung - Schüler, die unter mysteriösen Umständen verschwinden - ist allerdings nicht sonderlich neu, was aber inmitten der ganzen Innovation nicht allzu schwer wiegt.

Fazit: Neue, innovative Idee mit mathematischen Bezügen und einem unbegabten, aber nicht unfähigen Protagonisten in einer originellen Welt