Rezension

Insgesamt eine bedrückende Botschaft.

Die weite Wildnis -

Die weite Wildnis
von Lauren Groff

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover, recht einfach gehalten, zeigt keine Verbindung zur Wildnis Nordamerikas und dem historischen Setting.

Die interessante Geschichte des Mädchens verläuft auf verschiedenen Zeitebenen ihres Lebens seit ihrer Geburt, über ihre übereilte Flucht aus dem Fort am James-River im US-Bundesstaat Virginia bis zu ihren Visionen und abschließenden Gedanken zum Über-Leben. Der Sprachstil ist teils philosophisch, lyrisch und altertümlich wirkend bei manchen Begriffen wie z. B. Papist oder Purgatorium besonders Religiosität betreffend. Im Kontrast zur poetischen Eleganz steht Vulgarität, hier deutlich beschrieben in ihrem Überlebenskampf um Nahrung, erschwert durch Schmerzen, Einsamkeit, Frieren, Krankheit, sowie Durchfall und Dehydration. Der Erzählstil ist hier eindringlich und sehr bildhaft. Kein genauerer Einblick in die Kolonisation zwischen Engländern und Franzosen im Norden wird gegeben, obwohl sich ihr Fluchtweg nach Norden mit all ihren Tricks ohne Kompass dorthin ausrichtet. Auf die Begegnungen der Engländer mit den Powhatan und den Pamunkey, den dortigen Ureinwohnern, wird zwecks Tauschhandels nicht näher eingegangen. Obwohl völlig ungebildet, aber intelligent, verliert sich das religiöse Mädchen schließlich in Visionen und Erkenntnissen zu dieser kolonialen englischen Fäule und dem Gott ihres Volkes, der nicht eher zufrieden ist, bis dass er herrschen kann, sich alles und jeden untertan machen will, und wenn dann nichts mehr übrig ist, werden sie sich gegenseitig zerfleischen. Sie will keine von ihnen sein. Außerdem ist ganz allein zu überleben in jahrelanger Einsamkeit nicht dasselbe wie am Leben zu sein – was für eine tiefgründige Botschaft.