Rezension

Inspirierende Romanbiographie über eine tolle Komponistin und Musikerin im 19. Jahrhundert

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel -

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel
von Verena Maatman

Bewertet mit 5 Sternen

Johanna lebt im 19. Jahrhundert in Bonn und träumt davon, Komponistin und Musikerin zu werden. Nach dem Scheitern ihrer Ehe setzt sie ihren Traum um und begeistert die Menschen als Pianistin und mit Konzerten ihres Chors.

Als sie dem einige Jahre jüngeren Gottfried Kinkel begegnet und sich in ihn verliebt, ist die Bonner Gesellschaft empört, denn Johanna ist geschieden und katholisch, Gottfried evangelisch. So verliert sie alle Engagements, auch ihre Klavierschüler, über deren Unterricht sie eigenes Geld verdient.

Wie geht es für Johanna und Gottfried weiter? Werden sie trotzdem an ihrer Liebe festhalten?

 

 

Meine Meinung:

Ich mag die Romanbiographien der Autorin sehr gerne und war auch von diesem Buch wieder sehr angetan. Meines Erachtens ist es sogar das beste von Verena Maatman, das ich bisher gelesen habe.

 

Von Anfang an war ich von dem wunderbar flüssigen, lockeren und einfach nur netten Schreibstil gefangen und habe es genossen, in Johannes Leben einzutauchen. Sie ist eine tolle Protagonistin, die mich mit ihrem Mut, ihrer Hartnäckigkeit und gleichzeitig ihrer Einfühlsamkeit sehr beeindruckt hat. Nicht nur für ihre Zeit war sie eine außergewöhnlich starke Frau und ich finde es wirklich bewundernswert, wie sie nicht nur für ihre eigenen Träume eingestanden ist, sondern auch für Freiheit, Gerechtigkeit und andere demokratische Grundwerte! Eine Scheidung war sehr ungewöhnlich für ihre Zeit und Johanna hatte in ihrem Leben wirklich mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Ich bin Johanna gefühlt sehr nahe gekommen und habe mit ihr gelitten, gefiebert und mich mit ihr gefreut. Sie konnte sich selbst so für Dinge und ihre Ideale begeistern und diese Begeisterung auch an andere vermitteln. Deshalb springt der Funke auch auf die Leser:innen über.

Auch über ihre Musik habe ich viel gelernt und ich würde mich freuen, wenn das Buch dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Menschen für Johannas Musik interessieren.

 

Sehr spannend fand ich auch das Setting zur Biedermeier- und Vormärzzeit bzw. zur Märzrevolution. Das Buch zeigt eine sehr fundierte Recherche, so dass man sich sehr gut vorstellen kann, wie die Menschen zu der Zeit gelebt haben – im provinziellen Bonn (das ich sehr mag, so dass ich gerne Zeit in der schönen Umgebung nahe des Siebengebirges verbracht habe) genauso wie in der großen Stadt Berlin. Ich fand es unglaublich, wie neugierig und missgünstig die Nachbarn vor allem in Bonn waren und wie sie Johanna ausgestoßen haben.

Auch die Revolution wurde in der Erzählung sehr lebendig – in der Person Gottfried Kinkels, aber auch in seinen Schülern und anderen Verbündeten.

 

 

Fazit:

Dieses Buch gibt den Zeitgeist sehr lebendig wieder und zeichnet ein beeindruckendes Porträt einer faszinierenden Musikerin und Komponistin. Es wird mich gedanklich noch lange begleiten und ich würde mich freuen, wenn über dieses Buch mehr Menschen die Musik Johanna Kinkels wiederentdecken.