Rezension

Intensive Geschichte

Der Erinnerungsfälscher -

Der Erinnerungsfälscher
von Abbas Khider

Bewertet mit 5 Sternen

Das Büchlein ist dünn, hat nur 125 Seiten, aber es ist eine sehr intensive Leseerfahrung.
Said Al-Wahid lebt seit vielen Jahren in Deutschland und hat sich hier mit seiner deutschen Frau und ihrem gemeinsamen Kind ein erfolgreiches Leben aufgebaut. Als er die Nachricht erhält, dass seine Mutter im Sterben liegt, bricht er Hals über Kopf nach Bagdad auf, um sie noch einmal zu sehen. Eine Reise in die Vergangenheit, die viele Erinnerungen heraufbeschwört und die Schrecken des Krieges und der Flucht noch einmal lebendig werden lässt.
Abbas Khider schreibt sehr intensiv und das Buch lässt sicher niemanden kalt. Seine Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie schildert er manchmal ärgerlich, manchmal aber auch mit Galgenhumor. Aber was ist ein deutscher Bürokrat gegen die Folterknechte in den irakischen Gefängnissen und die Schrecken des beginnenden "Islamischen Staats".
Man kann nicht erkennen, wie weit das Buch auch autobiografische Züge enthält, es ist aber zu vermuten, dass seine eigenen Erfahrungen als Asylbewerber und Schriftsteller intensiv in das Buch eingeflossen sind. Aber wie sehr sind die Erinnerungen "gefälscht"? Da bleibt das Buch in der Schwebe, denn es ist ja ein Roman.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich hatte es in wenigen Stunden gelesen, das passiert mir sonst selten. Aber man wird so sehr in die Geschichte hineingesogen, dass man nicht mehr aufhören will.