Rezension

Interessante Beziehungsgeschichte über Liebe und Untreue

Letzte Nacht - Catherine McKenzie

Letzte Nacht
von Catherine McKenzie

Bewertet mit 4 Sternen

Für Jeff ist es ein normaler Arbeitstag, doch am Ende des Tages muss er noch eine unangenehme Aufgabe erledigen: er muss seinen Kollegen Art feuern, den er sehr mag und der früher sein Vorgesetzter war. Nachdem das erledigt ist, entschließt er sich, nach Hause zu laufen. Eine folgenschwere Entscheidung, denn er wird den Heimweg nicht überleben.

Als Claire erfährt, dass ihr Mann Jeff tot ist, bricht für sie die Welt zusammen. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn, Seth, und lebten scheinbar wie eine Vorzeigefamilie. Doch nicht nur Claire trauert um Jeff, auch Tish, eine Kollegin von Jeff. Tish ist ebenfalls verheiratet und hat eine Tochter.   Was für eine Verbindung gab es zwischen Jeff und Tish?

Das Buch wechselt in der Erzählperspektive zwischen den drei Hauptpersonen Jeff, Tish und Claire. So setzt sich langsam das Puzzle zusammen und man erfährt mehr vom Leben der drei und ihren Verbindungen untereinander. Besonders schön daran finde ich, dass man dadurch merkt, dass verschiedene Personen Situationen unterschiedlich wahrnehmen. Es gibt nicht nur falsch und richtig, gut und böse, schwarz und weiß, sondern es gibt soviel dazwischen, ganz viele Grautöne. Jeff und Tish sind eigentlich glücklich in ihren jeweiligen Beziehungen und haben ein gutes Leben, doch plötzlich haben sie Schmetterlinge im Bauch und das nicht wegen ihrer Ehepartner. Was nun?

Am Anfang des Buches, als Jeff stirbt und die Trauer der Hinterbliebenen geschildert wird hat mich die Lektüre  sehr mitgenommen und ich war kurz davor es abzubrechen. Das Durchhalten hat sich aber gelohnt, im weiteren Verlauf ist das Buch weniger traurig und die Handlung hat mich sehr gefesselt.

Wenn man die Geschichte von Tish und Jeff in wenigen Worten zusammenfasst, würde man die beiden bestimmt schnell verurteilen. Aber wenn man die beiden kennen lernt und die Geschichte mit Ihnen zusammen erlebt ist man mit der Verurteilung nicht mehr so schnell bei der Hand. Denn die Protagonisten sind (wie wohl die meisten Menschen) alle keine Engel und das Leben ist oft kompliziert.

Der Aufbau des Buches hat mir sehr gefallen. Man erfährt erst nach und nach, was wirklich geschehen ist. Die Zeitsprünge sind manchmal etwas verwirrend, aber nach wenigen Sätzen habe ich mich wieder zurecht gefunden.

Ein Wermutstropfen für mich ist, dass die Dialoge manchmal sehr oberflächlich sind. Das liegt vielleicht aber auch einfach an der amerikanischen Art zu reden, die wir hier in Deutschland nicht gewohnt sind.

Alles in allem hat mich das Buch sehr gefesselt und ich denke noch viel darüber nach, seit ich es beendet habe. Es ist aber keine leichte Kost.