Rezension

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interessante Fortsetzung, besser als der Auftakt

Die Prinzessinnen von New York - Rumors - Anna Godbersen

Die Prinzessinnen von New York - Rumors
von Anna Godbersen

Bewertet mit 4 Sternen

Band 2: meine Rezension kann kleine Spoiler auf den Auftakt enthalten!
Diana muss nach dem Tod ihrer Schwester dafür sorgen, dass ihre Familie wieder im Ansehen der New Yorker Gesellschaft steigt. Dafür benötigt sie eine gute Partie zum Heiraten. Und obwohl es da jemanden gibt, den sie gern zu ihrem Mann nehmen würde, ist die Situation alles andere als leicht, denn ihr Auserwählter ist genau der, den sie nicht haben darf. Neid, Missgunst und Intrigen machen die Lage zusätzlich schwer und Diana kann nicht viel unternehmen, ohne sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen…

Die Geschichte setzt kurz nach dem ersten Band an, daher ist es sicher günstig, wenn man den Auftakt der Reihe auch kennt. Einige Dinge werden zwar noch mal wieder aufgegriffen, aber die Zusammenhänge und Verbindungen zwischen den Figuren erschließen sich schon besser, wenn man „Scandal“ kennt.
Im ersten Band fand ich es sehr schade, dass man nach dem Prolog eigentlich schon wusste, womit das Buch enden wird. Im zweiten Buch war es etwas abgemilderter, aber da der Prolog ebenfalls wieder am Ende des zweiten Bandes spielt, ist ein Teil der Spannung eben einfach schon zu Beginn dahin, auch wenn man noch nicht genau weiß, wie es zu diesen Entwicklungen kommen wird. Insgesamt gesehen hat mir der zweite Band jedoch etwas besser gefallen, vielleicht auch weil man die Figuren schon kannte und nicht mehr von den ganzen Namen erschlagen wurde. Denn die Kreise, in denen sich die Protagonisten aufhalten sind schon recht groß und so gibt es immer wieder neue Personen, die auftauchen, bereits bekannte, die aber immer nur kurz eine Rolle spielen usw., damit ist der Figurenkreis recht umfangreich.

Es gibt wieder einen personalen Erzähler und die Perspektivwechsel ermöglichen es, verschiedene Protagonisten auf ihrem Weg zu begleiten. Das hat mir gut gefallen, da man so einen umfangreichen Blick auf die Handlung mit all ihren Entwicklungen, den Intrigen und Geheimnissen bekommt. Alle Charaktere haben direkt oder indirekt miteinander zu tun, so dass sich die Handlungsstränge immer wieder miteinander vermischen oder überschneiden, bevor die Figuren dann wieder ihrer Wege gehen.
Besonders interessant fand ich auch die Passagen, die nicht in New York gespielt haben, dazu kann ich aufgrund der Spoilergefahr nur nicht so viel verraten. In New York haben mir die Szenen mit Diana und Lina am besten gefallen. Die beiden Frauen haben keinen einfachen Weg und treffen sicher auch nicht immer die richtigen Entscheidungen, sie zu begleiten war jedoch interessant und man konnte sich häufig auch recht gut in ihre Lage hinein versetzen, selbst wenn man persönlich vielleicht anders gehandelt hätte. 1899 waren die Zeiten eben doch auch andere und es war für Frauen noch schwieriger sich zu beweisen, sich durchzusetzen und zu behaupten. Obwohl man die Figuren kapitelweise begleitet und man auch einiges von ihnen erfährt, sind nach wie vor nicht alle für mich so richtig greifbar. Zwischendurch hätte ich mir noch intensivere Einblicke in ihre Gedanken und Hoffnungen gewünscht, die teilweise durch die gesellschaftlichen Auflagen und Zwänge doch in den Hintergrund treten.
Neben den persönlichen Entwicklungen bekommt man auch Einblicke in die Zeit allgemein, die Verhaltensweisen in den reichen Kreisen, Anforderungen an die Familien und Dinge, die sie tunlichst vermeiden sollten. Geheimnisse und verbotene Ereignisse konnten sich schnell als Druckmittel gegen einen wenden und dem nächsten damit in die Karten spielen. Vor allem Penelope beherrscht das Spiel mit Informationen, Erpressung und dadurch dem Erreichen ihres Willens sehr gut. Das machte sie für mich sehr unsympathisch, aber auch so ist ihre Art einfach ziemlich ätzend, allerdings damit nicht weniger authentisch. Man kann sich gut vorstellen, dass es verwöhnte Mädchen wie sie gibt, die sich alles zu nutze machen, was ihnen in die Hände gespielt wird.

Den Schreibstil empfand ich als angenehmer, als noch im Auftakt. Die Sprache ist wieder der Zeit angepasst und man hat immer wieder altertümliche Ausdrücke und Redewendungen eingeflochten, die einen nie vergessen lassen, dass wir uns mit den Protagonisten kurz vor dem Jahreswechsel 1899/1900 befinden. Wodurch man viele der Personen schon kennt, muss man sich nicht ganz so auf die Namen konzentrieren und kann sich intensiver auf die Handlung einlassen. Auch hatte ich das Gefühl die Kleider und die Feste spielen keine ganz so große Rolle mehr, wie im Auftakt. Zwar gibt es auch reichlich gesellschaftliche Anlässe, zu denen man die Figuren begleitet, der Fokus lag für mich jedoch etwas mehr auf den persönlichen Entwicklungen und Schwierigkeiten bei den Protagonisten.
Im Verlauf der Geschichte spielen auch immer wieder die aufgewühlten Emotionen der Charaktere eine wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur um Liebe, auch um Freundschaften, Vertrauen, Wünsche, Hoffnungen, Frustration, Neid und einige Begegnungen, die die Figuren zum Nachdenken oder Umdenken bewegen. Die Herangehensweise der einzelnen Personen sind dabei sehr verschieden. Während man einige Reaktionen sehr gut nachempfinden kann, sind andere Entscheidungen eher fragwürdig und sehr selbstsüchtig.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich die Geschichte nun weiter entwickeln wird, da es gegen Ende doch noch mal unerwartete Entwicklungen gab und damit jetzt verschiedene Wege offen stehen, wie es weiter gehen könnte.

Fazit

Eine intrigenreiche Fortsetzung, in der viele Charaktere aus dem ersten Buch wieder eine Rolle spielen und ihren Platz in der Handlung bekommen. Auch wenn der Prolog wieder einen Teil der Spannung wegnimmt, war es interessant die Figuren zu begleiten und zu erleben, wie sie sich nach den Ereignissen im ersten Buch nun entwickeln.