Rezension

Interessante Idee, schwache Umsetzung

Wenn er mich findet, bin ich tot - Elisabeth Rapp

Wenn er mich findet, bin ich tot
von Elisabeth Rapp

Bewertet mit 2 Sternen

Tilly leidet unter ständigen Albträumen und Verfolgungsängsten. Nun fliegt sie zum Polarkreis. Dort nimmt sie an einer Maßnahme teil, bei der sie mit anderen Jugendlichen eine Herberge aus Eis bauen soll. Die Alternative wäre die Jugendpsychiatrie. Mit den anderen Jugendlichen kommt sie eher schlecht als recht klar, nur in Sandra findet sie bald eine Freundin. Als Sandra ermordet wird, ist Tilly geschockt. Sollte der Mord eigentlich ihr selbst gelten, der Sandra zum verwechseln ähnlich sah? Doch um die Hintergründe zu erkennen, muss sie sich an ihre Vergangenheit erinnern...

Das Buch startet interessant mit Tillys Ankunft am Polarkreis. Ich fragte mich, was wohl in ihrer Vergangenheit vorgefallen ist, dass sie an solch einer Maßnahme teilnimmt. Und was ist der Hintergrund ihrer Panik und Verfolgungsängste? Während die Jugendlichen mit dem Aufbau der Herberge beginnen, lernt man Tillys Denkweise besser kennen.

Mit der Ermordung Sandras kommt Spannung in die Geschichte. Sollte der Mord tatsächlich Tilly treffen oder ist diese Idee nur ein Produkt ihrer Verfolgungsangst? Die Autorin hält die Spannung einige Zeit lang hoch, denn in welche Richtung die Geschichte nun geht ist lange unklar.

Nach der Abreise aus Finnland nahm mein Interesse an der Handlung dann allerdings ab. In Deutschland versucht Tilly mit ihren Freunden aus Finnland, Paolo und Kolja, mehr über ihre Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Diese Wahrheitssuche gerät aber immer wieder in den Hintergrund und es wird zum Beispiel ausführlich beschrieben, wie die drei ihren Hauptschulabschluss nachholen wollen. Dabei ist mir der Zusammenhang zum Haupterzählstrang oft nicht klar geworden. Außerdem drehen die drei einige krumme Dinger, die gänzlich ohne Konsequenzen bleiben. Paolo und Kolja haben durch ihr Verhalten bei mir keine Sympathien gewinnen können. Tilly konnte ich da schon etwas besser verstehen, obwohl ich auch ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar fand. Auch die betont jugendliche Sprache entsprach weniger meinem Geschmack.

Stück für Stück kommt mehr über Tillys Vergangenheit ans Licht. Hier gab es einige interessante Enthüllungen. Bedrohliche Situationen lösten sich allerdings nach wenigen Seiten auf, so dass der Thrill eher gering blieb. Auch die große Spannung auf den letzten Seiten ist eher kurz und die Auflösung wirkte auf mich so, als hätte die Autorin rasch zum Ende kommen wollen.

„Wenn er mich findet, bin ich tot“ bietet zu Beginn mit dem Polarkreis einen interessanten Schauplatz. Der Leser begleitet Tilly auf ihrer Suche nach der Wahrheit über ihre Vergangenheit, die sich jedoch im Mittelteil ziemlich in die Länge zieht. Die Nebencharaktere und der Sprachstil haben mich leider überhaupt nicht überzeugen können. Das Buch ist vielleicht für Leser von 14 bis 17 Jahren interessant, wenn man eine Geschichte lesen will, die in der sozialen Unterschicht angesiedelt ist. Darüber kann ich es nicht weiterempfehlen.