Rezension

Interessante Idee und Charaktere, dafür mit langweiligem Schreibstil und nervtötend perfekter Protagonistin

Chroniken der Unterwelt - City of Bones, Film Tie-in - Cassandra Clare

Chroniken der Unterwelt - City of Bones, Film Tie-in
von Cassandra Clare

Bewertet mit 2.5 Sternen

In den letzten Jahren ist man um die „Chroniken der Unterwelt“ ja kaum herumgekommen, es ist eine dieser Jugendreihen, die einen Hype ausgelöst haben, auch wenn ich das hier nicht so ganz nachvollziehen kann.

Ich fange auch direkt an zu meckern, wenn auch über eine Kleinigkeit. Nämlich die Länge der Kapitel. Da will man sich nur mal kurz hinsetzen und lesen, schaut vorher noch schnell, wie viele Seiten das vor einem liegende Kapitel hat und Bämm! 40 Seiten! Da hat man doch dann keine Lust mehr, damit anzufangen! Also ich zumindest nicht. Es geht mir da nicht unbedingt darum, dass ich nicht so viel am Stück lesen könnte, aber so ein Kapitel von 40 Seiten, das zwingt dich ja quasi dazu, diese 40 Seiten auch zu lesen, wenn man nicht mittendrin aufhören möchte.

Das nächste, was mir negativ auffällt, ist die Schreibweise. Wir haben es hier mit einer Kombi aus dritter Perspektive und Vergangenheit zu tun, etwas, das ich sowieso nicht gerade gerne mag, weil es irgendwie schnell so distanziert wirkt, man nicht ganz so schnell in die Geschichte rein findet. Manchmal ist dieser Stil auch okay, es kommt eben immer auch auf den Rest an, aber hier flasht mich der Rest eben auch nicht, deswegen ist die Kombi meiner Meinung nach ziemlich ungünstig. Ja, und was nervt mich jetzt genau am Schreibstil der lieben Autorin Cassandra Clare? Irgendwie ist es das Gesamtpaket. Da wären einmal die ellenlangen Beschreibungen. Ist mir klar, dass neue Orte mal beschrieben werden müssen, aber doch bitte nicht so lang und ausführlich in metaphorischer und gehobener Sprache! Verdammt, die Zielgruppe des Buches sind Teenager, was sollen die mit irisierenden Lichtern anfangen oder psalmodierenden Leuten? Das passt einfach nicht. Ja, okay, es gibt definitiv schlimmere Stile, aber der von Clare ist auch nicht unbedingt mein liebster. Was mich jedoch am meisten an ihrem Stil genervt hat, war, dass sie ihn stramm durchzieht, egal, ob mal was aus einer anderen Sicht erzählt wird. Zum Beispiel wird ein ganzes Kapitel lang mal der Hauptperson etwas aus der Vergangenheit erzählt. Könnte also vergleichbar sein mit wörtlicher Rede, oder? Oder?! Oh nein, leider ganz und gar nicht...Es wird weiterhin ellenlang die Umgebung beschrieben und es werden so viele hochgestochene Wörter in die Sätze gepfropft, wie nur möglich. Das hat für mich überhaupt nicht gepasst.

Die Dialoge dagegen sind einigermaßen gut, da kommt es dann auch rüber, wenn sich zwei Jugendliche unterhalten, weil sie Abkürzungen benutzen und Umgangssprache und das finde ich dann wieder ziemlich realistisch.

Auch die Charaktere im Buch finde ich ziemlich gelungen. Also, bis auf, dass sie alle rumhüpfen und mal so nebenbei Dämonen und sowas töten, als wäre es nichts, obwohl sie noch keine 18 sind. Die haben auch ihre Ecken und Kanten, machen Fehler und rasten ein bisschen aus, sind dann aber wieder total sympathisch. Also die meisten. Denn idealerweise mag ich genau die beiden Hauptpersonen am wenigsten, Clary und Jace. Jace ist so unglaublich eingebildet, aber auf eine für mich absolut schlechte Art und Weise, ich muss andauernd die Augen verdrehen, wenn er wieder mal einer seiner ach so tollen Sprüche ablässt. Wie er dann auch noch beschrieben wird. Dauernd bekommt man als Leser vorgehalten, wie toll er aussieht. Seine Haare sind golden, seine Augen sind golden, dann sind seine Haare mal silbern oder kupferfarben und seine Augen sehen ganz schwarz aus. Ich meine ach du scheeeiiiße! Man kann es auch wirklich übertreiben! Und Clary, die scheint sein unerträglich netter, perfekter Gegenpart zu sein, der immer die richtigen Entscheidungen trifft, höflich zu allen ist, aber im richtigen Moment gegen die Bösen auch mal kontern kann. Und dann ist sie auch noch ach so hübsch, sich dessen aber natürlich nicht bewusst. Würg! Dabei gibt es so viele coole Charaktere in der Geschichte - Simon, Isabelle, Alec, Magnus,... - und genau die Protagonistin muss so unsympathisch sein! Gibt es etwa eine Verschwörung der Autoren für Jugend-Fantasy, die besagt, dass alle Protagonistinnen unglaublich perfekt sein müssen?

Na gut, ansonsten, von der Geschichte her, ist "City of Bones" ziemlich interessant. Zwar ist die Lovestory doch ziemlich vorhersehbar und auch ein bisschen was von der sonstigen Handlung, doch es gibt auch Wendungen, mit denen man nicht unbedingt rechnet und wenn man dann mal vom Schreibstil absieht, lässt sich das Buch recht schön lesen Außerdem ist es auch interessant zu sehen, wie die Autorin verschiedene Mythen in der jetzigen Zeit miteinander verbindet, was sie wahr werden lässt und was einfach weiter Mythos bleibt. Ich meine, wir haben hier Vampire, Werwölfe, Feen und Hexen plus noch Dämonen in einem Buch und zwar nicht in einem mittelalterlichen Kontext, sondern in New York City, das ist schon ganz cool.

Insgesamt ist der erste Band der „Chroniken der Unterwelt“ für mich jedoch nicht mehr als ein solides Buch, das vielleicht bei Jugendlichen gut ankommt, mich aber durch seinen langatmigen Schreibstil und eine nervtötende Protagonistin nicht überzeugt hat.