Rezension

Interessante Lektüre

Wallis Simpson -

Wallis Simpson
von Michaela Lindinger

Bewertet mit 5 Sternen

Die österreichische Historikerin und Autorin Michaela Lindinger ist bekannt dafür, sich mit kontroversiellen Frauen der Geschichte zu beschäftigen. Diesmal hat sich in diesem 9. Band der Serie „Reihenweise kluge Frauen“ einer Frau gewidmet, der man die Eigenschaft „klug“ nicht unbedingt zuordnen würde: Wallis Simpson (1896-1986). Bauernschlau vielleicht, berechnend, zielstrebig, intrigant und manipulativ jedenfalls.

 

In vier großen Abschnitten, die in viele kleine Kapitel unterteilt sind, geht die Autorin den Spuren der Person Wallis Simpson, die 1896 als Bessiewallis Warfield in Pennsylvania, geboren und nach dem Tod des Vaters in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen wird, und später als meistgehasste Frau der Welt gilt, nach.

 

Wir steigen im ersten Kapitel in das Leben von Wallis Simpson und Edward, kurz nach seiner Abdankung als König im Dezember 1936 ein. Er muss England auf Druck der königlichen Familie und des Parlaments verlassen, reist nach Österreich, wo er als Gast der Baronin Rothschild in deren Schloss wohnt. Auf Grund der gültigen Gesetze muss er getrennt von Wallis auf deren Scheidung von Ernest Simpson warten und geht der Gastgeberin recht bald gehörig auf die Nerven.

 

Im zweiten Kapitel erhalten wir Einblick in die frühe Lebensgeschichte von Wallis sowie in ihre Herkunft in Amerika, ihre Ehen sowie ihre Kunst, Freundinnen die Männer auszuspannen inklusive. Hier erfahren wir, dass Wallis wahrscheinlich mit einer Störung der Geschlechtsentwicklung (DSD) zur Welt gekommen sein dürfte, was ihr extrem androgynes Aussehen bewirkt hat und ihr extrem große, männlich anmutende Hände beschert hat. Edward hingegen hat kaum Bartwuchs und wird in der Army wegen seiner fehlenden Brusthaare (damals der Inbegriff der Männlichkeit) gehänselt.

 

Das dritte Kapitel beschäftigt nicht nur die Klatschpresse mit dem akkurat von Wallis geplanten Zusammentreffen mit Edward sondern auch mit dem späteren Eheleben der beiden. Nach der Abdankung, die Wallis aller Zukunftsträume als „Königin“ beraubt, wird am 3. Juni 1937 geheiratet. Doch nicht wie von Wallis gewünscht mit Hunderten Gästen in Westminster Abbey, sondern im allerkleinsten Kreis ohne Edwards Familie. Eigentlich hat Wallis das Interesse an Edward schon längst verloren. Sie gibt sich mit anderen Männern ab und demütigt den ehemaligen König auch in aller Öffentlichkeit. Dass er sich das alles gefallen lässt, lässt auch tief blicken. Es scheint, als wäre er ihr hörig gewesen.

 

Das vierte und letzte Kapitel beschreibt Wallis Leben als Witwe und ihr einsames Sterben.

 

Michaela Lindinger, die schon Biografien über Hedy Lamarr, Elisabeth Petznek und Marie Antoinette geschrieben hat, versteht ihr Handwerk. Penible Recherche fördert bislang nicht oder wenig Bekanntes zu Tage. So erfahren wir, dass beide kaum jemals ein Buch gelesen haben, wenig gebildet sind (Was bei einem Mann, der einst Herrscher über das Britische Empire war, doch ein wenig befremdlich wirkt.) und politische Ansichten zum Besten geben, die dem Britischen Königshaus die Grausbirnen aufsteigen lässt (und damit ist nicht nur die Anbiederung an Nazi-Deutschland gemeint). Immerhin, der Ex-König strickt, um seine Nervosität zu beruhigen. Leider erfährt man nicht ob es Socken oder Pullover geworden sind. Vermutlich weder noch.

 

Die Autorin versucht aus den ihr zu Verfügung stehen Queller herauszufinden, was diese Frau antreibt. Angst vor einem Leben im Mittelmaß oder gar Armut? Übersteigertes Geltungsbedürfnis? Obwohl sich Michaela Lindinger Wallis Simpson sehr sachlich nähert, ist das Wesen dieser Frau nicht ganz zu erfassen.

 

Diese Biografie passt in ihrer Aufmachung bestens zu den acht anderen Lebensgeschichten dieser Reihe. Das doch ein wenig schrille Rot des Covers mit dem Porträt im weißen Lichtkegel weckt gleich das Interesse. Dutzende Fotos, unter anderem das kompromittierende mit Hitler, sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis ergänzen das als Harcover ausgeführte Buch.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich der Biografie dieser eigenartigen Frau, die für das Britische Königshaus bis über ihren Tod hinaus eine Persona non grata ist, 5 Sterne.