Rezension

Interessante, reale Familiengeschichte in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts

Zwei Handvoll Leben - Katharina Fuchs

Zwei Handvoll Leben
von Katharina Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist kaum zu glauben, wie viel Leid sich manchmal in der eigenen Familiengeschichte zugetragen hat. Die Autorin jedenfalls ist der leidvollen Geschichte ihrer Großmütter nachgegangen und hat sie in diesem imposanten, wirklich gelungenen Roman nacherzählt.

Abwechselnd wird aus der Sicht jeder der beiden Frauen erzählt, die im selben Jahr geboren wurden, aber einen gänzlich anderen familiären Hintergrund hatten. Ihren Ausgangspunkt nimmt die Geschichte kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs und erstreckt sich dann bis zur Hochzeit ihrer Kinder im Jahr 1953, in dem sie sich erstmals kennenlernen. Zwischenstationen sind wichtige historische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg, der aufgezwungene Friedensvertrag von Versailles mit den fatalen wirtschaftlichen Folgen für Deutschland, das Wiedererstarken mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, der Zweite Weltkrieg, Deutschland in Schutt und Asche. Im Vordergrund stehen aber immer die persönlichen Ereignisse im Leben der Frauen – die eine Tochter eines wohlhabenden sächsischen Gutsherrn, die andere Tochter einer armen, kinderreichen Familie aus dem Spreewald. Beide erleben früh eine erste Liebe, heiraten aber dennoch andere Männer, ohne recht glücklich zu werden.

Es ist fantastisch, wie viel die Autorin aus dem Leben ihrer Großmütter zusammengetragen hat. Da bedurfte es sicherlich eines beharrlichen auf den Grund Gehens, denn in vielen Familien ist doch die unrühmliche Vergangenheit während des Dritten Reichs ein Tabu. Es sind so viele furchtbare Ereignisse geschehen, dass das Buch zugleich ein Mahnmal darstellt, dass sich die deutsche Geschichte keinesfalls noch einmal wiederholen darf. Die Geschichte als solche ist in einem ruhigen Ton gehalten und lässt sich angenehm lesen. Die Spannung bleibt bis fast zum Ende erhalten, denn man will unbedingt eine Antwort darauf haben, wie die beiden Familien zusammengeführt werden.

Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.