Rezension

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Interessante Themen

Besuch aus ferner Zeit -

Besuch aus ferner Zeit
von Katherine Webb

Livs Vater Martin ist spurlos verschwunden, da sie gerade erst einen Schicksalsschlag erlitten hat, zieht sie in seine Wohnung und begibt sich auf Spurensuche. Wurden Martins Sachen tatsächlich durchwühlt? Schon bald erscheinen die Geister der Vergangenheit und Liv beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln... 

Und wieder hat Katherine Webb eine fesselnde Geschichte, die in der Gegenwart und der Vergangenheit spielt, aufs Papier gezaubert. Die Geschichten der traurigen Liv und der listigen Bethia beginnen ruhig, ziehen den Leser aber dennoch immer mehr in ihren Bann. Bei mir haben die Geschehnisse für Tränen, Wut und Gänsehaut gesorgt, doch am Ende konnte ich auch dieses Buch zufrieden zuklappen. 

Besonders interessant ist hier natürlich wieder das Zusammenspiel von Gegenwart und Vergangenheit. Was ist 1831 in Bristol geschehen und warum hat Martin sich dafür interessiert? Wer ist der mysteriöse Fremde, der immer wieder bei Liv auftaucht und seltsame Fragen stellt. Wie passt Bethia Shiercliffe, die Gönnerin des Armenhauses, in die Geschichte. Katherine Webb schreibt über englische Sklaven, politische Auseinandersetzungen, Obdachlose und den Verlust eines Kindes und die damit einhergehende Trauer. Die Geschichte ist insgesamt leiser, als mein Webb-Lieblingsbuch "Die Frauen von Fluss", aber auch emotionaler. 

Ein bisschen schwer getan habe ich mir mit den beiden Hauptcharakteren Liv und Bethia. Liv ist aufgrund ihres Verlustes und wegen den Sorgen um Martin sehr niedergeschlagen und lässt zunächst niemanden an sich heran. Bethia ist eine gemeine, unsympathische Frau. Erklärungen dafür sind in ihrer Lebensgeschichte zu finden, nichtsdestotrotz konnte ich diese Person nur schwer ertragen. Zum Glück taut Liv im Verlauf der Geschichte auf und gewinnt dadurch Sympathiepunkte. 

Der Schreibstil ist, wie immer, wundervoll, lebendig und informativ. Mit dem Cover hat der Diana Verlag sich selbst übertroffen, es ist noch schöner als die Vorgänger, was ich nicht für möglich gehalten hätte- ganz große Coverliebe. Ich vergebe 4 von 5 Sternchen, weil ich zuletzt "Die Frauen am Fluss" und "Die Schuld jenes Sommers" noch ein wenig besser fand.