Rezension

Interessanter Plot - allerdings sehr nüchtern und emotionslos umgesetzt

Atlantia - Ally Condie

Atlantia
von Ally Condie

Nach Ally Condies Bestseller-Trilogie um »Cassia & Ky« folgt nun der ebenfalls dystopische Jugendroman »Atlantia«. In diesem Roman geht es um zwei gegensätzliche Welten und um zwei Schwestern, die beide ein Geheimnis in sich tragen.

Unser Planet hat sich verändert. Die Welt ist in eine Wasser- und Landbevölkerung aufgeteilt worden, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Da die Verschmutzungen an Land das Leben verkürzen, wurde die Unterwasserstadt Atlantia errichtet. Diese liegt unter mehreren, großen Glaskuppeln auf dem Meeresboden und imitiert das bekannte Leben von »Oben« so gut es geht. Es gibt Märkte, einen Tempel und Bäume, die metallene Blätter tragen.

In dieser Stadt, die von den Menschen für gewöhnlich als »Unten« bezeichnet wird, leben Rio und ihre jüngere Zwillingsschwester Bay. Beide stehen vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens. Es ist der Tag, an dem sie bestimmen können, ob sie weiterhin »Unten« bleiben oder nach »Oben« gehen. Rio möchte schon seit einigen Jahren nach Oben, um die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren und um echte Blätter anzufassen. Doch nach dem verfrühten Tod ihrer Mutter hat sie Bay versprochen, für immer bei ihr in Atlantia zu bleiben. Daher wählt sie am Tag der Entscheidung das Leben unter Wasser.
Ihre Schwester Bay hingegen, die als Zweitgeborene nach ihr drankommt, wählt das Leben an der Oberfläche. Rio kann nicht begreifen, was geschehen ist. Doch für Fragen oder eine Verabschiedung bleibt keine Zeit. Denn Bay wird sofort von Friedenswächtern abgeführt. Für Rio steht fest, dass es für Bays Entscheidung gute Gründe geben muss. Daher beschließt sie, ihrer Schwester nach Oben zu folgen. Während sie ihre Flucht plant, stößt sie auf viele Ungereimtheiten und Geheimnisse.

Erzählt wird die Geschichte aus Rios Sicht in der Ich-Form. Dadurch hatte ich einen direkten Draht zu Rios innerer Gefühlswelt und betrachtete die beeindruckende Unterwasserstadt sowie die Geschehnisse durch ihre Augen. Trotzdem konnte ich keine emotionale Bindung zu ihr aufbauen, da mir ihre Schilderungen zu nüchtern und zu emotionslos waren. Die tiefe Verbindung zwischen den Schwestern konnte ich dagegen ab der ersten Seite spüren. Dies lag sicherlich an Rios unerschütterlichem Willen, ihre Schwester wiederzusehen. Diese Ausdauer und Hartnäckigkeit war schlichtweg bewundernswert.

In dem Roman geht es aber nicht nur um die intensive Geschwisterliebe, sondern auch um die Themen Freundschaft, Familie, Vertrauen und Liebe im Allgemeinen. Obwohl ich sagen muss, dass die Liebesgeschichte etwas zu kurz kommt. Überhaupt ist die Handlung eher ruhig und legt den Schwerpunkt auf Rios Gedanken und Grübeleien, die allerdings langatmige Passagen herbeiführen.

Die Darstellung Atlantias hingegen fand ich überaus gelungen und beeindruckend. Sie verschaffte mir ein großartiges Kopfkino. Neben Rios Erlebnissen wird auch das Leben der Unterwasserbevölkerung beleuchtet. Die Atmosphären des Tempels und des Tiefmarkts waren so realistisch beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre leibhaftig dort. Abgesehen davon ist die Geschichte von einem dunklen, geheimnisumwobenen und rätselhaften Flair umgeben, der dem ganzen eine gewisse Dramatik verleiht.

Fazit: Interessanter Plot, der aber sehr nüchtern und emotionslos umgesetzt wurde. Dennoch kann ich den Roman jedem empfehlen, der Dystopien mag, die ohne große Action auskommen.