Rezension

Interessantes Thema sehr gefühlvoll umgesetzt

Der Liebhaber meines Mannes - Bethan Roberts

Der Liebhaber meines Mannes
von Bethan Roberts

Bewertet mit 4 Sternen

In einer Zeit, in der Homosexualität in England noch illegal war, verliebt der Polizist Tom sich in Patrick. Auf der anderen Seite steht Toms Jugendfreundin Marion, die sich schon immer von ihm angezogen fühlte und die er schließlich auch heiratet. So steht eine leidenschaftliche Affäre, die immer geheimgehalten werden muss, einer freudlosen und wenig liebevollen Ehe, in der immer etwas zu fehlen scheint, gegenüber.

Abwechselnd liest man Marions und Patricks Tagebucheinträge, lernt Tom nach und nach aus der Sicht seiner beiden Partner kennen. Bethan Roberts zeichnet dadurch zwei ganz unterschiedliche Bilder eines Mannes, der zwischen zwei Welten gefangen ist. Gefangen sind aber auch seine beiden Partner – jeweils in einer Beziehung, die ihnen nie das geben kann, was sie sich erhofft haben. Eigentlich sind alle Figuren in diesem Buch unglücklich, auch die Nebenfiguren wie Toms Schwester oder Marions Lehrerkollegin haben mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. Ein fröhliches Buch ist “Der Liebhaber meines Mannes” also nicht, ich würde es eher als deprimierend bezeichnen, ohne allerdings künstlich auf die Tränendrüse zu drücken.

Die Gleichstellung homosexueller Paare ist heutzutage ja in aller Munde, über die Situation in der Vergangenheit hatte ich mir allerdings noch nicht viele Gedanken gemacht. Ich fand das Thema sehr interessant und auch lesenswert umgesetzt. Die Autorin schafft es auf sehr subtile Art, Mitgefühl und Verständnis für ihre Figuren zu erzeugen, die ein Opfer der gesellschaflichen Zwänge ihrer Zeit sind.

Wenn man sich auf die traurige Grundstimmung einlässt, ist “Der Liebhaber meines Mannes” ein lesenswerter Roman über ein ungewöhnliches Liebesdreieck im England der 60er Jahre.