Rezension

Irgendwie ernüchternd...

Mörder ohne Gesicht - Henning Mankell

Mörder ohne Gesicht
von Henning Mankell

Bewertet mit 3 Sternen

Erster Eindruck nach 50 Seiten:
Nach genau 50 Seiten haben wir genau das erzählt was im Klappentext steht. Nicht mehr. Nicht weniger. Das finde ich persönlich immer sehr mühsam. Mehr als 1/7 Buch für die paar Sätze. Da lobe ich mir doch die Bücher die auf Seite 1 direkt mitten in der Story sind, oder es zumindest relativ zügig sind. Anderseits zeichnen sich die Wallander-Romane ja selten durch ihre rasante Geschwindigkeit aus. Faszinierend ist: Ich erinnere mich an die Tat. Aber ich weiß nicht mehr wer es war. Dabei hab ich das Buch sicher mehr als einmal gelesen.

Inhalt:
Ein altes Bauernpaar wird ermordet. Ziemlich blutig und brutal. Eine Brutalität die für dieses Umfeld in der Weise nicht üblich ist. Eine überaus erschreckende Brutalität. Die letzten Worte der Bäuerin verkomplizieren die Ermittlungen. Plötzlich steht Selbstjustiz im Raum und die Ermittlungen beschränken sich nicht mehr nur auf den Doppelmord.

In einem Nebenstrang bedauert Wallander sich ausgiebig selbst, verliebt sich quasi spontan, betrinkt sich regelmäßig und tut alles um nicht sonderlich sympathisch zu wirken. (Sorry, ich bin wirklich genervt. Meine Neutralität ist auf den 333 Seiten in Whisky ertränkt worden.)

Die Ermittlungen ziehen sich lange hin. Als der Fall kurz davor steht eingestellt zu werden kommt es zu einer überraschenden Wende. 

Fazit:

Ich stehe vor einem überraschenden Problem mit dem ich nicht gerechnet hätte. Ohne mit der Wimper zu zucken hätte ich zu jedem Zeitpunkt auf die Frage nach einer meiner Lieblingsreihen mit “Kurt Wallander” von Mankell geantwortet. Doch jetzt war ich von Wallander selbst so unfassbar genervt, dass ich mich auf jeder zweiten Seite aufgeregt habe. Mich nervt sein nicht existentes Familienleben. Mich nervt die Beschreibung von ihm als dicker, sich selbst bemitleidender, geschiedener Polizist. Mich nervt es wie er sich in bescheuerte Situationen befördert und wie er die überaus ungeschickt mit viel zu viel Glück irgendwie dann doch überlebt. Im Ernst.
Auch die Story haut mich jetzt nicht mehr so um. Klar, es ist spannend. Auch bis zum Schluss, weil es durchaus überraschende Wendungen gibt und da ich ja eh immer alles vergesse wusste ich auch wie gesagt wirklich nicht mehr was passiert ist. Wie immer war es ein politisches Thema das so als Metaebene über allem schwebte und das verleiht dem ganzen natürlich eine gewisse Realität. Es war gut. Ich habe mich jetzt nicht durch gequält aber ich bin dennoch irgendwie… ernüchtert. Und ich weiß nicht ob das an Wallander selbst liegt oder an der Story. Ich werde auch auf jeden Fall weiter lesen. Das steht gar nicht zur Debatte. Immerhin habe ich alle Bücher hier und die letzten kenne ich nicht mal. Aber dieser fade Beigeschmack wird dem ganzen keine 5 Punkte Bewertung bescheren. Wie ich es eigentlich von Anfang an erwartet hätte. Nicht mal 4.
(Jetzt wo ich die Rezension noch mal auf Fehler gelesen habe fällt mir übrigens noch mal der Klappentext auf. “Später wird er sagen, dass…” Ich glaube genau diesen Satz verwendet er häufiger. Irgendwas klingelt da jedenfalls. ^^)