Rezension

Jamaika im 18. Jahrhundert...

Die Insel der tausend Quellen - Sarah Lark

Die Insel der tausend Quellen
von Sarah Lark

Bewertet mit 4 Sternen

Sklavenhaltung auf den Zuckerrohrplantagen Jamaikas im 18. Jahrhundert, verknüpft mit einer Familiensaga. Informativ und spannend...

London, 1732: Nach dem Tod ihrer ersten großen Liebe geht die Kaufmannstochter Nora eine Vernunftehe mit einem verwitweten Zuckerrohrpflanzer auf Jamaika ein. Aber das Leben in der Karibik gestaltet sich nicht so, wie Nora es sich ertäumt hat. Der Umgang der Plantagenbesitzer mit den Sklaven schockiert sie zutiefst, und sie entschließt sich, auf ihrer Zuckerrohrfarm manches zum Besseren zu wenden. Überraschend unterstützt sie dabei ihr erwachsener Stiefsohn Doug, als er aus Europa anreist. Allerdings versetzt seine Rückkehr manches in Aufruhr - vor allem Noras Gefühle. Doch dann verliert Nora durch ein tragisches Ereignis plötzlich alles, bis auf ihr Leben... (Klappentext)

Der Klappentext fasst gut zusammen, worum es im ersten Teil der Jamaika-Saga von Sarah Lark geht. Der Roman beginnt 1732 in London und begleitet Nora und ihre erste große Liebe Simon in ihrem Miteinander, das nur zu bald schon durch den Tod des Geliebten ein tragisches Ende findet. Als sie bei einem Dinner die Bekanntschaft eines Geschäftsfreundes ihres Vaters macht, sieht Nora darin die Gelegenheit, Simons und ihren großen Traum zu verwirklichen und fortan auf einer Insel in der Karibik zu leben. Deshalb nimmt sie den Heiratsantrag des deutlich älteren Mannes fast ohne zu zögern an und zieht mit ihm auf dessen Zuckerrohrplantage auf Jamaika.

Nora ist sofort bezaubert von der Landschaft, den Pflanzen, dem Meer. Entsetzt ist sie jedoch, als sie die Auswüchse der Sklaverei erkennt, und auch ihr Mann scheut nicht davor zurück, Ungehorsam oder vermeintliche Faulheit mit Peitschenhieben zu beantworten. Schnell wird deutlich, dass ihr Mann sie v.a. aus repräsentativen Gründen geheiratet hat, nicht jedoch, damit sie sich in die Führung der Plantage einmischt. Doch Nora gewinnt durch ihre zurückhaltende und freundliche Art letztlich trotzdem das Vertrauen der Haus- und der Feldsklaven. Ihr gelingt es, ihren Mann zu überzeugen, dass die medizinische Versorgung der Sklaven dazu dient, wertvolle Arbeitskräfte zu erhalten und zu verhindern, ständig neue Sklaven kaufen zu müssen. So erhält sie schließlich die Erlaubnis ihres Mannes, Verletzungen und Krankheiten der Sklaven zu versorgen und zu behandeln.

Als Noras Stiefsohn Doug aus England nach Jamaika zurückkehrt, stellen beide fest, dass sich ihre wohlwollende Haltung den Sklaven gegenüber durchaus ähnelt. Und auch sonst kommen sie sich allmählich näher. Doch dann macht Nora eine unglaubliche Entdeckung, die alles ins Wanken bringt - und schließlich ist nichts mehr wie es mal war...

Sarah Lark verknüpft hier auf eine unterhaltsame und spannende Weise historisch belegte Fakten mit einer Familiensaga. Durch die bildhaften Beschreibungen gelingt es der Autorin, einzelne Szenen beim Lesen sehr lebendig erscheinen zu lassen. Schön fand ich dabei, dass hier nicht nur das Christentum der Weißen einen großen Stellenwert bekam, sondern auch und vor allem die religiös-traditionellen Riten der Sklaven. Zur Sprache kommen auch die Maroons, geflohene Sklaven, die sich unter der Vorherrschaft einer Schwarzen namens Granny Nanny in den Bergen Jamaikas einen eigenen kleinen Staat erschaffen haben. Und schließlich sind auch die Vertragsverhandlungen der Maroons mit dem Gouverneur von Kingsley Gegenstand des Romans. All das nicht trocken belehrend, sondern geschickt verflochten in die eigentliche Handlung des Romans.

Auch wenn historische Romane in diesem Leben wohl nie zu meinen Lieblings-Genres gehören werden, wurde mir wieder einmal vor Augen geführt, dass sich hierbei Spannung, Unterhaltung und Wissenswertes gut zu einem Gesamtpaket schnüren lassen. Selbst wenn einzelne Charaktere eher klischeehaft gezeichnet und einige Szenen für mich kaum vorstellbar waren, fühlte ich mich letztendlich doch gut unterhalten. Dazu beigetragen hat sicherlich auch der versierte Vortrag der Sprecherin Yara Blümel (gekürzte Hörbuchfassung: 614 Minuten).

Irgendwann werde ich daher sicherlich auch zum 2. Teil der Jamaika-Saga greifen...

 

© Parden