Rezension

Jeder sehnt sich nach Frieden, doch keiner will den Krieg verlieren

Ein Zuhause in Afrika -

Ein Zuhause in Afrika
von Irma Joubert

Eine einfühlsame und eindrucksvolle Geschichte zur Zeit des 2. Weltkrieges, gekonnt erzählt aus zwei Perspektiven.

Dieser Satz in der Überschrift ist so aktuell wie nie, hat jedoch seine Wurzeln in England zur Zeit des 2. Weltkrieges. Wir werden mit hineingenommen in eine der dunkelsten Seiten von Europa und erleben die Geschichte aus zwei völlig verschiedenen Sichtweisen, erleben zwei ganz verschiedene Schicksale, fühlen mit jedem auf eine gewisse Art und Weise mit und dürfen am Ende lesen, wie und wo sich die Wege dieser beiden unterschiedlichen Menschen kreuzen.

Da ist Charles, ein Junge 1933 in England geboren, der bei seinem Vater in London aufwächst, während seine Mutter Medizin studiert und in diesem Beruf ihre Berufung findet, nicht im Mutter sein.

Zur gleichen Zeit sind wir auch in Berlin mit Oswald von Stein, 26 Jahre, dem Spross einer stolzen preußischen Familie, der sich der Partei angeschlossen hat, die Deutschland erfolgsversprechend an die Spitze bringen will. Eine dieser "erfolgsversprechenden" Handlungen ist die Bücherverbrennung in Berlin.

Dann gibt es einen Zeitsprung in das Jahr 1939. Der 2. Weltkrieg beginnt und für Deutschland sieht es "erfolgsversprechend" aus. Der Krieg wird uns jeweils aus der Sicht eines Kindes und aus der Sicht des ehrgeizigen jungen Nationalsozialisten geschildert und die Autorin versteht es auf eine sehr geschickte und einfühlsame Weise die Ereignisse zu beschreiben.

Für Charles wird es gefährlich, denn er hat jüdische deutsche Wurzeln, was der Vater der Mutter verschwiegen hat, und er sieht die einzige Möglichkeit ihn in Sicherheit zu bringen, Charles zu seiner schon recht betagten Tante Grace ins schottische Hochland zu bringen. Für Charles beginnt ein neues Leben. Durch Grace lernt er bedingungslose Liebe und Annahme kennen und die Arbeit auf dem Hof gefällt dem Jungen so gut, dass er beschließt später selbst Landwirt zu werden. Wir Leser bekommen auch eine wahre historische Begebenheit, nämlich den Absturz von Rudolf Hess, geschildert.

Oswald von Stein kann es kaum erwarten endlich in den Krieg zu ziehen. Sobald er seine Offiziersausbildung abgeschlossen hat, geht es los. Auch der frühe Tod seines jüngeren Bruders in einer der ersten Schlachten hält ihn nicht davon ab und sein Siegeswille und seine Überzeugung wachsen bis er in der Hölle von Stalingrad eingekesselt wird und in die Gefangenschaft kommt. Die Russen gehen aus gutem Grund nicht zimperlich mit den gefangenen deutschen Soldaten um. Er geht auf einen schrecklich anstrengenden Marsch nach Sibirien, die Beschreibungen sind so anschaulich, dass es schwer auszuhalten ist, hält weiter an seiner Überzeugung fest, doch er entwickelt auch menschliche Züge, indem er den Soldaten hilft, die schwächer sind als er.

Nachdem der Krieg geendet hat, beginnt für Charles sowie für Oswald eine neue Zeit, die jedoch alles andere als leicht ist. Beide werden wieder entwurzelt und müssen auf einem fremden Kontinent, in Südwest-Afrika, ihren Weg finden. Für Charles gibt es keine andere Möglichkeit, nachdem seine Eltern gestorben sind und seine Tante nicht mehr lange zu leben hat. Er muss mit ihrem Enkel Greg nach Afrika.

Oswald von Stein kommt als gebrochener Mann aus der Gefangenschaft in das zerstörte Berlin. Seine Familie ist tot und das Familienanwesen wurde fremden Leuten übergeben. Er weiß nicht mehr weiter. Seine Stiefmutter ist in Afrika neu verheiratet und lädt ihn zu sich ein. Werden sie es schaffen, das Trauma des Krieges, des Verlusts der Familie, der Heimat zu überwinden?

Und werden sie sich dem mehr und mehr öffnen, der seine Hand an ihren schönsten und an ihrem schlimmsten Tagen immer über sie hält?

Irma Joubert ist ein wirklich einfühlsamer und historisch sehr gut recherchierter Familienroman gelungen. Sehr detailliert beschreibt sie die Geschehnisse dieser dunklen Zeit und wie die Menschen auch in ihrem Glauben herausgefordert waren. Die verschiedenen Perspektiven mitzuerleben war sehr interessant und haben ein authentisches Bild der damaligen Zeit wiedergegeben.