Rezension

Beeindruckender historischer Roman

Ein Zuhause in Afrika -

Ein Zuhause in Afrika
von Irma Joubert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wenn ich im letzten Weltkrieg eins gelernt habe, dann ist das, dass sich jeder nach Frieden sehnt, aber keiner den Krieg verlieren will...“

 

Dieser Satz fällt während des Zweiten Weltkrieges in Großbritannien. Zwei Schicksale in dieser Zeit werden im Buch nebeneinander erzählt. Die beiden Lebenswege kreuzen sich erst kurz vor Schluss.

Im Jahre 1933 ist Oswald von Stein 26 Jahre alt, als er mit Begeisterung der Bücherverbrennung in Berlin folgt. Wenige Monat später wird in London Charles Wilhelm Schmidt geboren, der bei seinem Vater aufwächst, während die Mutter Medizin studiert.

Dann wechselt die Autorin ins Jahr 1939. Die folgende Ereignisse werden einmal aus der Sicht eines Kindes, einmal von einem überzeugten Nationalsozialisten geschildert. Der Schriftstil passt sich dem gekonnt an.

 

„...Was Krieg ist, weiß Charles ganz genau. Das ist, wenn irgendwo weit weg Soldaten mit Gewehren und Kanonen aufeinander schießen...“

 

Doch der Krieg kommt näher. Deshalb beschließen die Eltern, Charles zu einer Tante nach Schottland zu schicken. Tante Grace ist zwar schon betagt, aber für Charles beginnt eine unbeschwerte Zeit. Mit Freunden erlebt er manch Abenteuer. Der Absturz von Rudolf Hess wird gekonnt in die Handlung einbezogen. Auf einer nahegelegenen Farm arbeitet Charles mit Begeisterung. Er möchte später in der Landwirtschaft tätig sein.

Währenddessen sehnt Oswald von Stein das Ende seiner Ausbildung herbei. Er will an die Front, so schnell wie möglich. Selbst der Tod seines jüngeren Bruders sorgt für kein Umdenken. Doch im Kessel von Stalingrad bleibt ihm nur der Gang in die Gefangenschaft. Es fühlt sich wie eine persönliche Niederlage an. Das Grauen in der Stadt wird genauso detailliert beschrieben, wie der Marsch der Gefangenen nach Sibirien. Auf dem aber zeigt sich die andere Seite des Oswald von Stein. Er kümmert sich um die, die schwächer sind als er.

 

„...Wir haben es bis hierher geschafft. Denk daran: Wir haben uns zwar ergeben, aber das ist etwas anderes als aufgeben. Unsere Selbstachtung können sie uns nicht nehmen….“

 

Das Kriegsende bringt für beide einen erneuten Einschnitt. Charles` Eltern sind tot. Die Tante weiß, dass der Junge bei ihr keine Zukunft hat. Ihr Leben wird nur noch kurz währen. Sie schickt ihn mit ihrem Enkel Greg nach Afrika.

Oswald von Stein steht nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft vor dem Nichts. Sein Elternhaus wurde anderen Leuten zugesprochen. Der Vater ist tot, die Stiefmutter lebt inzwischen in Afrika, Sie ist bereit, ihm ein Heim zu bieten.

Wieder wird ausführlich geschildert, wie sich die Lebensverhältnisse der beiden dort entwickeln. Für sie geht es durch ein tiefes Tal, bis sich endlich eine Zukunft absehen lässt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, Stimmungen lebendig zu machen und Geschichte anschaulich zu erzählen.