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A Long Way Down - Nick Hornby

A Long Way Down
von Nick Hornby

Bewertet mit 5 Sternen

An Silvester treffen vier sehr verschiedene Menschen auf einem Hochhaus aufeinander, die nur eines verbindet: sie sind an ihrem Leben verzweifelt und wollen mit einem Sprung in die Tiefe Selbstmord begehen. Es handelt sich dabei um den drittklassigen Moderator Martin, der durch eine Nacht mit einer 15-jährigen so ziemlich alles verloren hat, was ihm wichtig war, die vom Schicksal gebeutelte Maureen, die ihren schwerbehinderten Sohn von Geburt an pflegt, die pubertierende, aggressive Ministertochter Jess und JJ, einen gescheiterten Rockmusiker. Die vier springen dann doch nicht, sondern finden mehr oder weniger zueinander...oder aneinander vorbei?

Die Geschichte wird aus der Sicht aller vier Personen erzählt, abwechselnd, und so erhält jeder Erzählabschnitt seinen eigenen Charakter. Nun ist diese Erzählperspektive ja nicht neu und Nick Hornby hat sich nicht erfunden, aber seine Umsetzung verdient eindeutig jene sechs Sterne, die es hier im Bewertungssystem nicht gibt. Ich war fasziniert davon, wie es ihm gelingt, jeden der Charaktere so unverwechselbar wiederzugeben - was aber nicht zwangsläufig heißt, dass mir die Hauptfiguren dieses Romans sonderlich sympathisch waren. Martin ist ein ewiger Verlierer, JJ eine männliche Jammertante, Jess einfach nur unerträglich und Maureen etwas naiv und nicht gerade lebenstüchtig. Dennoch wirkt jeder für sich überzeugend und authentisch.

Interessant waren auch die facettenreichen Hintergründe und Nebengeschichten, die mit in den Roman eingeflochten waren und die Figuren umso plausibler erscheinen lassen: Jen, die verschwundene Schwester von Jess; die Sichtweise von Cindy, Martins verlassener und gedemütigter Ehefrau; Maureens persönliche Geschichte in Sachen Liebe & Sex...besonders das Leben von Jess regt sehr zum Nachdenken an, denn aus meiner Sicht gibt es mehrere Teenies, denen es so geht wie ihr: statt sich mit ihrer Persönlichkeit zu befassen und auf sie einzugehen, füttern sie ihre Eltern entweder mit Geld oder zeigen ihr deutlich, für wie missraten sie sie halten. Vor dem Hintergrund, was mit ihrer Schwester Jen passierte, tun einem die Eltern aber auch irgendwie leid und man erkennt, dass auch sie nur Opfer einer tragischen Geschichte sind und nicht anders handeln können.

Trotz allen Lobes für dieses Buch aber zwei Kritikpunkte: an manchen Stellen - vor allem gegen Ende hin - war es ziemlich langatmig, ich habe sogar manche Seiten überblättert. Und die Schimpfwörtertiraden waren irgendwann wirklich zuviel des Schlechten...
Da ich es insgesamt aber gerne gelesen habe, nach der letzten Seite etwas zum Nachdenken zurück bleibt und ich die Technik der wechselnden Erzählperspektiven für sehr gut ausgeführt halte, bekommt es die 5 verdienten Sterne ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

anmerkung: den film kann man sich sparen, der ist im vergleich zum buch schrecklich!