Rezension

Kennst du deine Haut?

Skin - Das Lied der Kendra - Ilka Tampke

Skin - Das Lied der Kendra
von Ilka Tampke

Bewertet mit 5 Sternen

Cover

Findet ihr nicht auch, dass diesem Cover irgendwie etwas Geheimnisvolles in sich trägt? Vielleicht ist es nur das Blau mit dieser "Fischmünze"? welches diese Stimmung erzeugt. Vielleicht aber auch das Meer, welches wohl viele mit Geheimnissen und dunklen Tiefen verbinden. Egal was davon es ist, ich finde schon das dieses Cover, eine unglaubliche Ausstrahlung besitzt. Sie fängt einen ein und lässt einen nicht mehr los. Unter der ersten Seite findet man sogar eine Karte. Eine Detail, das mir in Fantasy-Büchern ja immer wieder sehr gefällt.

Handlung

Ailia ist eine Waise. Sie kennt ihre Geschichte nicht. Ihre Familie ist ihr genauso fremd wie die Haut, welche das wichtigste im Leben eines Stammeskindes war. Durch ihre Unwissenheit unterliegt sie strengen Gesetzen. Heiraten ist ihr auch verboten, da sie niemandem ihr Haut-Lied wird singen können. Doch als sich die düsteren Wolken immer deutlicher am Himmel abzeichnen, wird Ailia langsam klar, das sie doch nicht so unwissend ist, wie vielen so klar scheint. Denn sie spürt den Ruf bis tief in ihrer Seele. Den Ruf der Mütter. Doch wie soll sie als Hautlose jemals sich gehör verschaffen? Und die Mütter selbst müssend darin doch einen Makel sehen. Ailia ist zerrissen von Selbstzweifel. Ihre Liebe setzt derweil ebenfalls auf ihre Hilfe. Alles scheint über ihren Kopf zusammenzuschlagen. Dann stehen die Römer nah am Dorf. Ist die Katastrophe noch abzuwenden?

Schreibstil

Wer Skin in der Hand hält und harte Fantasy erwartet, wird wohl leider enttäuscht werden. Denn dieses Buch lebt nicht von Kämpfen und blutigen Schlachten, sondern von Legenden, altem Wissen und mystischen Gestalten die vielleicht etwas wie Götter sind, vielleicht aber auch auf einer ganz anderen Ebene agieren. Auf jeden Fall ist es von diesem Aspekt sicherlich eher ein ruhigerer Titel. Davon abschrecken lassen sollte man sich aber nicht. Es passiert einfach so viel. Immer wieder Geheimnisse, die man mit Ailia zusammen lösen will. Es einfach muss, weil so viel daran liegt. Fragen ziehen sich durchs ganze Buch. Die Stimmung einfach nur fesselnd, sodas man fast glaubt, den Atem der Mütter selber zu spüren.

Charaktere

Ailia ist jener Charakter, welcher uns durch ihre Welt führt, die Zusammenhänge und Bräuche erklärt und all diese Legenden, den ganzen Glauben, erst richtig lebendig macht. Denn sie lebt nach dieser Geschichte. Dies macht sie zum einen sehr greifbar und zum anderen auch durch ihre ganze Art sehr sympathisch. Das Einzige, wo ich im Mittelteil etwas rudern musste, war ihre plötzliche Weisheit, welche sie in sich gespürt hatte. Die Erklärung folgte recht schnell danach, aber dennoch ist mir dieser Break im Lesefluss im Gedächtnis geblieben. Zwischen all dem um sie herum verliert sie aber nicht ihre Farbe. Man erkennt ihren Charakter, ihre Stärken und Ängste und ja auch ihre Schwächen. Sie muss einen Weg gehen, auf welchem ihr so unglaublich viele Steine in den Weg gelegt werden, und hält trotzdem an ihrem Weg fest. Bemerkenswert. Auch die Personen um sie herum sind toll gearbeitet und oftmals tiefer in der Geschichte verstrickt, als man erwartet hat.

Meinung

Skin hat mir von dieser reinen Detaildichte im Buch wahnsinnig gut gefallen. Wenn man einmal genau betrachtet wie viele Gedanken einfach alleine im Hintergrund stecken, kann man nur den Hut ziehen. Selten ist mir so ein schön und ausgewogener Glaubensansatz begegnet. Natürlich läuft auch darin nicht alles perfekt und manchen geht es eben nicht so gut. Aber das gehört dazu. Von dieser Seite gleich einmal ein riesiges Lob. Die Stimmung im Buch ist ruhig. Alles scheint etwas unterschwellig zu schwellen, bis dann plötzlich im letzten Drittel alles hochschnellt und das Ende einem vor etwas zurücklässt, bei dem ich wirklich nicht behaupten kann, sagen zu können, wie der Autor Ailia daraus wieder herausführen will. Es bleibt also spannend.