Rezension

Kleine (Ent-)Täuschung, aber dennoch gut

Heißhunger - Joanne Fedler

Heißhunger
von Joanne Fedler

Eine kleine (Ent-)Täuschung, weil nicht wirklich drin ist, was drauf steht. Denn erwartet habe ich einen witzigen Frauenroman über eine Hauptfigur, die mit ihrem nicht so perfekten Körper kämpft (à la Bridget Jones oder so). Schlussendlich entpuppte es sich jedoch als Autobiografie von Joanne Fedler und erzählt nicht nur ihre Geschichte bezüglich Gewichtsabnahme, sondern auch ihre Auswanderung von Südafrika nach Australien.

Ein lobenswerter Punkt ist sicherlich ihr Schreibstil. Die Autorin schreibt sehr metaphorisch auf eine Art, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte (indem sie beispielsweise Pizza als falscher Freund und Lieblingskrimineller beschreibt, der sich mit gesund wirkendem Gemüse in falschen Federn kleidet und gnadenlos mit hinterhältigen Versprechungen verführt). Damit malt die Autorin unglaubliche Bilder ins Gedächtnis des Lesers, was dazu führt, dass sich tatsächlich ein Film vor dem inneren Auge abspielt - ganz automatisch. 

So beschreibt Joanne auch ihre Reise von Südafrika nach Australien: Wie sie ihr Leben in einen Container packt, ihre kleinen Kinder an der Hand, mit Ängsten im Nacken und dem Ehemann im Vormarsch. Sie stellt ihre Diät und ihre Auswanderung sehr geschickt gegenüber und so laufen beide Geschichten parallel. Bei beidem lernt sie, sich von etwas zu verabschieden, dafür anderes wieder mehr wert zu schätzen und sich selbst neu kennen zu lernen. 

Also ist der Roman nicht einfach ein witziger Frauenroman, sondern eine wahre Geschichte, ein Lebensausschnitt der Autorin mit viel Witz erzählt, aber auch mit dunklen Kapiteln. 

Ein gelungenes, unerwartet mehrgängiges Essen, gemischt aus Humor und schweren Entscheidungen, gesalzen mit Frechheit, gesüsst mit Freundschaft, eine Prise Philosophie und Glaube und einer grossen Portion Hoffnung. Ein toller Roman, der leider komplett verkehrt vermarktet wird...

3/5 Sterne