Rezension

Kochen und Essen auf der Basis von gutem Geschmack und Vergnügen

Ein Jahr lang gut essen - Nigel Slater

Ein Jahr lang gut essen
von Nigel Slater

Nachhaltig einkaufen, kochen mit Produkten, die gerade zu diesem Zeitpunkt überall erhältlich sind. Gerichte genießen, die zur Jahreszeit passen. Die im Herbst / Winter wärmen und im Frühling / Sommer erfrischen. Nach der Arbeit nicht stundenlang am Herd stehen, um etwas Schmackhaftes zuzubereiten. Anregungen und Inspirationen, um neue Geschmackserlebnisse mit dem zu kreieren, was sich im Kühlschrank und der Vorratskammer finden lässt.

All diese Punkte sind mir beim täglichen Kochen wichtig. Und in Nigel Slater habe ich eine verwandte Seele gefunden, der genau dies in seinen Rezeptvorschlägen umsetzt. Mit „Ein Jahr lang gut essen“ liegt nun der dritte Band seiner Kitchen Diaries vor, und wie immer ist es ein gewichtiges Werk in sehr schöner Ausstattung, das sich wohltuend von üblichen Kochbüchern abhebt.

Gegliedert sind die Gerichte nach den Jahreszeiten sowie den Monaten und orientieren sich an dem Angebot der Märkte zu diesen Zeitpunkten. Den gravierenden Unterschied machen die Texte. Anders als bei den meisten Veröffentlichungen in diesem Bereich werden die Zubereitungen nicht auf den üblichen Doppelseiten mit Zutaten und gegenüberliegendem Bild des fertigen Gerichts präsentiert (was akzeptabel ist, leider ist aber mittlerweile den meisten Kochbuchautoren der Personenkult wichtiger als das Ergebnis ihrer Arbeit). In den Kitchen Diaries ist das anders, hier steht immer das Produkt im Mittelpunkt. Ergänzt wird dies durch Slaters persönliche, zuweilen fast schon philosophische Gedanken zu den Themen, die Kochen und Essen streifen. Von daher ist für mich „Ein Jahr lang gut essen“ fast schon ein täglicher Begleiter und weit mehr als ein bloßes Kochbuch.

Die Rezepte selbst sind weitgehend unkompliziert und mit einem überschaubaren Zeitaufwand zu realisieren. Es ist nicht notwendig, sich sklavisch an die Zutatenliste zu halten, man sollte sie eher als Vorschlag und/oder Inspiration verstehen. Manchmal lohnt es sich aber, auch ungewöhnliche Kombinationen auszuprobieren, die dem Esser völlig neue Geschmackserlebnisse bescheren. In seinen Rezepten gibt es von allem etwas, denn Slater ist weder Veganer noch Vegetarier. Und folgendes Zitat scheint mir ein schöner Abschluss, verkörpert es doch auch meine Einstellung zum Kochen und Essen:

„Ja, ich esse Kuchen, und Eiscreme, und Fleisch. Ich esse Kekse und Brot und trinke auch Alkohol. Mehr noch: All das nehme ich ohne einen Funken von Schuldgefühlen zu mir. Und dennoch finde ich meine Essgewohnheiten eher achtsam als achtlos. Ich interessiere mich brennend dafür, wo mein Essen herkommt und welche langfristigen Wirkungen es für mich und den Planeten hat(….)Mir gefällt der Gedanke, dass meine Einstellung zum Kochen und Essen auf der Basis von gutem Geschmack und Vergnügen beruht, nicht auf Verehrung und Ehrfurcht.“

Essen ist Genießen und nicht nur bloße Nahrungsaufnahme. Dieses Credo teile ich uneingeschränkt mit Nigel Slater. Und deshalb gibt es auch für „“Ein Jahr lang gut essen“, den dritten Teil der Kitchen Diaries, von mir wieder die volle Punktzahl!