Rezension

Kommissär Reitmeyer und die Soziologin

Wintergewitter - Angelika Felenda

Wintergewitter
von Angelika Felenda

Bewertet mit 4 Sternen

~~Suhrkamp Nova macht keine Abstriche bei der üblich hohen Qualität des Verlags, auch wenn es sich bei Wintergewitter nur um einen Kriminalroman handelt. Er ist dennoch sorgfältig geschrieben und gründlich durchdacht. Standort und Zeitpunkt sorgen für viel Atmosphäre.

Dass der Prolog in einem anrüchigen Club handelt, leitet ein Gefühl der Gefahr und Verruchtheit ein, was sich im folgenden fortsetzt.

 Beim ersten Teil um Kommissär Reitmeyer „Der eiserne Sommer“ war ich noch zwiegespalten, doch Wintergewitter vermag es zu überzeugen.
Obwohl Der eiserne Sommer und Wintergewitter die ersten Romane von Angelika Felenda sind, machen sie nie den Eindruck, von einer Anfängerin verfasst zu sein. Die Autorin profitiert vermutlich von ihren langjährigen Erfahrungen als literarische Übersetzerin
Ich mag Reitmeyers Souveränität und mit Steiger und Rattler hat er gute Leute. Eine Tote wurde aufgefunden. Sie war im Filmgeschäft der anrüchigen Art.

Eine zweiten Handlungsstrang gibt es mit Gerti Blumfeld, die auch eine interessante Figur ist. Sie stammt aus Berlin und will in München angeblich ihre Dissertation schreiben. Außerdem hat sie anscheinend noch ein Geheimnis. (Verrate ich an dieser Stelle mal lieber nicht). Sie und Reitmeyer führt das Verschwinden ihrer Freundin Cilliy zusammen. Es ist die Tote.
Ganz originell finde ich, dass Reitmeyer und Gerti anfangs wie Gegner sind. Erst spät im Buch stehen sie auf der gleichen Seite.
Manchmal ist Gerti etwas konfus, die Szenen mit ihr sprunghaft.

Die Abschnitte mit Gerti haben mir trotzdem besser gefallen als die mit Reitmeyer, da es dort relativ viele und lange Verhöre gibt, die mich langweilten.

Die bisher überwiegend lobenden Worte von mir muss ich aber noch einordnen. Angelika Felendas Krimi hat Grenzen. Sowohl in der Plotgestaltung als auch sprachlich gibt es Beschränkungen. Den direkten Vergleich mit den ähnlichen Stoffen in Volker Kutscher-Romanen oder der Leo Berlin-Reihe von Susanne Goga verliert sie. Schlimm ist das nicht, man muss das Buch nur richtig einordnen und die Erwartungshaltung anpassen. Dann passt es!