Rezension

Komplex und realistisch

Ich heirate einen Arsch - Kerstin Hohlfeld, Leif L. Andersson

Ich heirate einen Arsch
von Kerstin Hohlfeld Leif L. Andersson

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Luisa ist jung und ehrgeizig, und sie hat einen hinreißenden Arsch, denkt Björn. Björn ist Chefredakteur, Luisas Boss, und ein echter Arsch, denkt Luisa. Zwei wie sie können gar nicht zusammenkommen – tun sie aber doch, und damit ist das Chaos vorprogrammiert, denn Luisa ist nicht das willige Weibchen, das sonst Björns Beuteschema ist. Und Björn, der geübte Womanizer, merkt auf einmal, dass er von Luisa mehr will als nur ihren …

 

Meinung:

Dieses Buch mit dem interessanten Titel durfte ich bei einer Leserunde bei lovelybooks gewinnen. Die Vorgeschichte dazu kann man kostenlos als eBook beziehen, und ich habe mich damit auf das Buch eingestimmt. Die Leseprobe mutet auch schon direkt witzig und beschwingt an. Luisa scheint eine sehr nette, lebhafte junge Frau zu sein, die darauf hofft, endlich eine Stelle als Journalistin bei der Zeitschrift "Marion" zu bekommen. Björn dagegen ist Chefredakteur bei der "Monday" und lebt seit seiner Scheidung auf locken Fuß. Das erste inoffizielle Aufeinandertreffen endet damit, dass Björn beinahe Luisa überfährt und diese, dank des Sturzes, keine Bürokleidung mehr im Schrank hat. Daher muss das schicke Partykleid herhalten. In diesem Kleid begegnen sich die beiden zum ersten Mal Vis à Vis.

Das Buch setzt genau da an, wo die Vorgeschichte endet. Luisa fasziniert Björn, und nach und nach schleicht sich auch Björn in Luisas Herz. Björn bietet Luisa eine Stelle bei der Monday an, um sie zu umschmeicheln und letztendlich ins Bett zu bekommen. Dabei merkt er, dass er mehr für sie empfindet, als nur eine kurze Affäre. Auch Luisa kann sich Björns Charme nicht ganz entziehen, wertet seine Signale aber ganz anders aus. Daraus resultieren sehr viele Missverständnisse zwischen den beiden, die sich durch das ganze Buch hindurch fortsetzen.

Das Cover, der Titel und auch die Inhaltsangabe täuschen ein bisschen. Als ich das Buch das erste Mal bemerkte, ging ich von einer typischen humorvollen Chik-Lit-Romanze aus. Witzig ist das Buch natürlich auch an einigen Stellen, aber insgesamt ist die Thematik doch sehr ernst und berührend. Die Figuren sind komplex ausgearbeitet und bieten eine ganze Gefühlspalette. Björn, der anfangs ein ziemlicher Macho ist, wird demütiger und zuvorkommender über die Beziehung zu Luisa. Luisa wiederrum träge eines an Komplexen und auch Vorurteilen mit sich, die sich nach und nach herauskristallisieren. Sie ist sich sehr darüber im Klaren, was sie will, und was nicht. Dadurch wirkt sie ziemlich unflexibel und man merkt, dass es ihr schwer fällt, über ihren eigenen Schatten zu springen.

Diese Kombination sorgt für ordentlich Zündstoff in der Lektüre und hat mich mit den Protagonisten, vor allem aber mit Björn, mitleiden lassen. Das Buch hat sich weitestgehend flüssig lesen lassen. Leider weist es zwischen drin immer wieder ein paar Längen auf. Hat man diese aber überwunden, wird die Handlung umso rasanter.

Geschrieben ist es aus der Ich-Perspektive. Die Sichtweise wechselt dabei immer wieder zwischen Luisa und Björn. Sehr interessant ist auch, dass jede Figur eine andere Schrift in dem Buch bekommen hat. Dadurch werden die Unterschiede zwischen den beiden noch deutlicher Hervorgehoben.

Der ein oder andere wird bestimmt von der Geschichte enttäuscht sein, da er hier vielleicht mit den falschen Voraussetzungen rangegangen ist. Grundsätzlich finde ich den Titel gut gewählt, aber vielleicht hätte man das Cover ändern können, oder die Inhaltsangabe umformulieren sollen. Denn eines ist dieses Buch nicht: Leichte Kost! Nach Beendigung des Buches musste ich es erst mal sacken lassen, um mir ein finales Urteil darüber bilden zu können.

 

Fazit:

Ein wirklich sehr interessanter, komplexer Roman über die Liebe und die Frage "Ist Liebe manchmal wirklich genug". Dieser Roman regt zum Nachdenken an. Sieht man über die Längen hinweg, hat man einen sehr intelligenten, realistischen Roman mit interessanten und nicht immer sympathischen Protagonisten.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

(Findet meine Rezensionen auch auf meinem Blog: vanessasbuecherecke.wordpress.com)