Rezension

Kopfkino pur

Bärenklau - Ralf Waiblinger

Bärenklau
von Ralf Waiblinger

Bewertet mit 5 Sternen

Pane ist aus dem Gefängnis ausgebrochen. Er hat einen neuen Plan, zu dem er Blume, der sich jetzt van Easterhazy nennt, braucht.

Ex-Kommissar Spekulantius Bösenschreck soll für die Party seiner Frau Barbarella einen Kuchen backen. Leider geht das schief. Deshalb macht er sich auf den Weg zu seinen Pflegeeltern, die eine Bäckerei führen. Doch sein Vater Oblabert Koriander ist tief getroffen. Sein geheimes Kochbuch wurde aus dem Safe entwendet. Der neue Polizeikommissar Butscher interessiert sich nicht für den Fall. Da es keinerlei Einbruchspuren gibt, weder am Haus, noch am Safe, wird der Bäcker das Buch wohl verlegt haben. Bösenschreck nimmt deshalb allein die Ermittlungen auf.

Die Geschichte wird zum großen Teil aus der sich von Bösenschreck erzählt. Der Autor hat einen humorvollen tierischen Krimi geschrieben. Die Protagonisten sind alle Tiere. Bösenschreck ist ein Hund, seine Pflegeeltern Katzen. Schon diese Konstellation sorgt für eine abwechslungsreiche Geschichte.

Das Buch lässt sich flott lesen. Ursache dafür sind die vielen ungewöhnlichen Einfälle, die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten und der besondere Schriftstil.

Die sprachliche Umsetzung ist ein Hochgenuss. Das geht schon damit los, dass die Namen der Protagonisten nicht zufällig gewählt wurden, sondern Programm sind. Manche der Namen erinnern gekonnt an wirkliche Personen, besonders wenn es um das Thema Fernsehen geht. Hier werden einige Sendungen gezielt auf die Schippe genommen. Es zeigt sich, dass der Grat zwischen fast „berühmt“ und „rausgeschmissen“ sehr schmal ist.

Bösenschrecks Ehe mit Barbarella, einem Seehund, offenbart auch immer mehr ihre Schattenseiten. Wer das Geld hat, bestimmt, wo es langgeht!

Trotz der ungewöhnlichen Protagonisten ist die Geschichte ein spannender Krimi. Wilde Verfolgungsjagden und spitzfindige Irrwege lassen das Mitraten zum Vergnügen werden. Butscher ist heillos überfordert. Seine Halbbildung führt außerdem dazu, dass ich als Leser meine Kenntnisse von Zitaten und Sprichwörtern eifrig überprüfen konnte. Neben Bösenschreck gibt es einen weiteren Protagonisten, der mit Pane noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Und auch Panes Freunde und Helfer trauen ihm nicht über den Weg.

Der Schriftstil sorgt für abwechslungsreiches Kopfkino. Immer neue Kleinigkeiten am Rande der Ermittlungen zaubern ein Schmunzeln auf die Lippen. Einerseits treiben ausgefeilte Dialoge das Geschehen voran, andererseits wird in Gesprächen mehr angedeutet als ausgesprochen. Das sorgt für Abwechslung im Sprachstil..

Im Buch befinden sich einige Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Sie veranschaulichen das Geschehen auf humorvolle Weise und geben das besondere Flair der Geschichte ausgezeichnet wieder. Auf den ersten Seiten werden sämtliche Protagonisten mit Zeichnung und kurzem Steckbrief vorgestellt.

Das Cover weist gekonnt auf einen Schwerpunkt der Handlung hin.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat neben der vielschichtigen Handlung auch der ironische Stil beigetragen.