Rezension

Krieg ist ein schmutziges Geschäft

Der Schwimmer
von Joakim Zander

"Wenn wir alles unter dem Aspekt der Reue beurteilen würden, könnten wir nicht überleben."

Klara Walldéen – persönliche Referentin einer schwedischen EU-Politikerin in Brüssel, gerät in eine scheinbar ausweglose Situation und ins Schussfeld einer skrupellosen Organisation.

Mahmood Shammosh – arbeitet im schwedischen Uppsala an seiner Doktorarbeit, wird plötzlich zum gejagten Terroristen.

George Lööw – auftstrebender Lobbyist in Brüssel, der durch einen dubiosen Kunden in eine gefährliche Zwickmühle gerät.

Und natürlich der Schwimmer – Ex CIA Agent, der seine eigenen Rachepläne verfolgt.

Viele Handlungsstränge, unzählige Schauplätze und verschiedenen Zeitebenen. Wem das nicht zu komplex ist, der hat mit „Der Schwimmer“ einen guten Polit-Thriller erwischt, der ganz ohne amerikanisches Pathos auskommt, dafür den europäischen Blickwinkel einbringt. Es dauert seine Zeit, bis sich die einzelnen Stränge zu einem Ganzen zusammenfügen, bis man weiß in welchem Verhältnis die handelnden Personen zueinander stehen und was all das mit einer vor über 30 Jahren in Damaskus explodierten Autobombe zu tun hat. Die Zeit muss man dem Buch geben. Es braucht etwas Geduld, bis die Spannung sich endlich aufgebaut hat und es zum fulminanten Showdown im Schärengarten kommen kann. Aber bis dahin wird einem garantiert nicht langweilig.

Wirft man einen Blick auf Joakims Zanders Lebenslauf, erkennt man schnell, dass der Mann aus dem Nähkästchen plaudert. Er musste nicht recherchieren, er konnte aus dem Vollen schöpfen. Das macht sich bei der Zeichnung seiner Figuren positiv bemerkbar. Die sind wirklich wie aus dem Leben. Aber auch bei der Schilderung der Schauplätze und besonders bei der Story, die so dicht an der politischen Realität dran ist, dass es fast weh tut. "Wenn wir alles unter dem Aspekt der Reue beurteilen würden, könnten wir nicht überleben."

Extrem kurze Kapitel und schnelle Perspektivwechsel treiben die Geschichte voran und wechseln sich mit ruhigeren Teilen ab, so dass ein guter Erzählfluss entsteht. Echt gutes Kopfkino, das ich mir sehr gut als Vorlage für einen spannenden Film vorstellen kann.

Einziger Kritikpunkt von meiner Seite ist das schwedische IKEA-Wohlfühl-Feeling, das sich in manche Passagen einschleicht. Meiner Meinung nach nicht passend für einen ansonsten knallharten Polit-Thriller.

„Der Schwimmer“ ist der Auftakt zu einer Reihe, auf die ich nach diesem guten Debüt wirklich gespannt bin.