Rezension

Solider Krimi, aber mit wenig Thrill....

Der Schwimmer
von Joakim Zander

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Der Schwimmer“ von Joachim Zander ist ein als Thriller deklarierter Roman aus dem Rowohlt Verlag, erschienen in der deutschen Erstausgabe 9/2014.

 Zu Beginn des Romans stellt ein Ich-Erzähler eine bereits sehr brisante Situation dar (Spielplatz: Damaskus 1980). Während er ein fieberndes Kind in den Armen hält, explodiert eine Autobombe. Bei diesem Anschlag stirbt die Frau, die er liebt. Schnell wird ihm klar: Dieses Attentat galt eigentlich ihm. In einem anderen Handlungsstrang lernen wir Klara Walldeen und Mahmood kennen, eine junge EU-Abgeordnete aus Brüssel und ein Doktorand mit arabischen Hintergrund und einer ominösen, gefahrträchtigen Vergangenheit. Die beiden kennen sich aus ihrer Studentenzeit und merken sehr schnell, dass ihre frühere Beziehung stärkere Substanz hatte, als sie sich eingestehen wollen. Beide werden, ohne eigenen Einfluss, in eine Situation gedrängt, die sich im Verlauf der Handlung derart zuspitzt, dass es bald nur noch ums nackte Überleben geht. Gemeinsam fliehen sie quer durch Europa und versuchen gleichzeitig herauszufinden, um was es eigentlich geht. Zum anderen berichtet der o.g. Ich-Erzähler aus seiner Vergangenheit als Agent. Diese Berichterstattung wirkt zu Beginn des Buches ein wenig deplaziert, da sich dem Leser erst recht spät die eigentlichen Zusammenhänge erschließen. Aber nach und nach findet man ein Puzzlestein nach dem anderen und alles ergibt auf einmal Sinn.  Als dritte Hauptperson lernen wir George kennen, einen Lobbyisten mit einem ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung, der mehr oder weniger freiwillig zum Spielball höherer und gefährlicher Kräfte wird. 

Den Schreibstil empfand ich sehr geradlinig und schnörkellos.  Der Autor hat es gut verstanden, den Spannungsbogen stetig ansteigen zu lassen. Die verschiedenenHandlungsstränge wurden geschickt miteinander verbunden und führten letztendlich zu einer schlüssigen, wenn auch für mich ein wenig abwegigen Auflösung.  Der Leser wurde auf eine spannende rasante Reise geschickt, die immer mehr in eine Odyssee mündete und zwischenzeitlich sogar recht dramatische Züge annahm. Deshalb war ich auch über das doch eher ruhige Ende überrascht. Enttäuscht bin ich allerdings nicht. Der Roman ist einfach in einer etwas untypischeren Thrillerart geschrieben. Von daher passt auch das Finale ganz gut zum Rest der Story. 

Schlussendlich kann ich sagen: Wir haben es hier mit einem hoch-brisanten Politthriller zu tun, der gut unterhält. Die Geschichte wird temporeich, aber doch eher nüchtern erzählt; großartige Knalleffekte (Popcorn-Unterhaltung) gibt es nicht.

Ich kann dieses Buch dennoch vorbehaltlos empfehlen. Wer sich für solide Spionagethriller interessiert, sollte unbedingt zugreifen.