Rezension

Kurze Geschichten aus Südkorea über orientierungslose Menschen

JAB -

JAB
von Un-Su Kim

Bewertet mit 3.5 Sternen

Unterschiedlichste Geschichten: mal langweilig, mal rätselhaft, mal kafkaesk, in knapper, aber dennoch bildhafter Sprache

Der Titel gebende JAB: ein harter, kurzer Boxschlag. Dem jungen Mann aus der ersten Geschichte gelingt es, damit seine Probleme zu überwinden und seinen Weg zu gehen. So weit, so gut.

Doch dann kommen die Jabs für den Leser. Sieben weitere kurze Geschichten folgen, die man am besten nicht alle hintereinander liest. Man braucht Pausen dazwischen, nicht, weil sie so schwierig sind, sondern weil es in allen um kaputte Menschen geht, die kein Ziel im Leben haben, keinen Maßstab, keine Moral, nichts. Sie pendeln orientierungslos durchs Leben, schaden sich selber, vor allem mit Alkohol und Tabletten und schaffen es nicht, sich ein Leben einzurichten.

Die Geschichten sind in ihrer Art sehr unterschiedlich, eine mir belanglos erscheinend, eine andere geradezu kafkaesk und surreal, aber alle – außer der ersten – sind für den Leser 'harter Tobak'. Ich fand sie in ihrer Hoffnungslosigkeit schwer zu ertragen und hätte gerne den ein oder anderen 'Helden' mal geschüttelt, damit er zu sich kommt.

Ja, es handelt sich immer um Männer, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen. Frauen kommen auch vor, geben aber auch ein schlechtes Bild ab: Nutten, nörgelnde Ehefrauen, ausbeuterische Freundinnen, Gestörte. Diese Frauenbilder haben mir nicht sonderlich gut gefallen.

Alle Texte haben in meinen Augen gemeinsam, dass sie sprachlich sehr gut geschrieben sind, knapp zwar, aber dennoch mit wenigen bildhaften Worten die Atmosphäre gut zeichnend, mal poetisch-trist, mal brutal-vulgär, den entsprechenden Situationen angepasst.

Wenn mir die Geschichten im Großen und Ganzen wegen der abgrundtiefen Hoffnungslosigkeit auch nicht sonderlich gefallen haben, so bringen sie einen doch dazu, über einiges nachzudenken oder die Geschichte weiterzuspinnen. Sie setzen also etwas in Gangund auch die Sprache in ihrer bildhaften atmosphärischen Knappheit hat mir gut gefallen.