Rezension

Kurzweilig und definitiv anders als erwartet

Der Trauzeuge - Liebe und andere Handicaps - Annabelle Costa

Der Trauzeuge - Liebe und andere Handicaps
von Annabelle Costa

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht’s?

Als Kirbys Freund Ted ihr nach einem Jahr Fernbeziehung endlich einen Heiratsantrag macht, ist sie überglücklich. Schon lange ging es ihr auf die Nerven, so gut wie die einzige in ihrem Freundeskreis zu sein, die noch nicht verheiratet war. Voller Vorfreude stürzt sie sich in die Vorbereitungen – Bis sie Teds Trauzeugen John kennen lernt. Seit der nämlich mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt, hält er andere Menschen gerne emotional auf Abstand. Mit seiner abweisenden Art kann Kirby zunächst nichts anfangen, doch je öfter die beiden für die Hochzeitsvorbereitungen zusammenarbeiten müssen, desto mehr Gemeinsamkeiten finden sie auch. Doch als der Termin für Teds und Kirbys großen Tag immer näher rückt, kommen ihr immer deutlichere Zweifel daran, ob ihr Verlobter wirklich der Mann für's Leben ist – Und dann ist da noch die Frage, was sie für John empfindet.

 

Meine Meinung

Die Braut und der Trauzeuge – das klang für mich erst mal nicht so wirklich nach einer innovativen Idee für eine Geschichte. Annabelle Costa hat es aber geschafft, durch zwei liebenswerten Protagonisten mit teils außergewöhnlichen Lebensumständen eine berührende Geschichte zu kreieren, die nicht vor Klischees trieft.

Der Schreibstil war angenehm zu lesen und konnte den humorvollen Unterton gut transportieren. Darüber hinaus wurde die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt, was dem Leser noch mal ganz andere Möglichkeiten bietet, um sich mit den Charakteren zu identifizieren.

Kirby fand ich eigentlich sehr sympathisch, auch wenn sie insgesamt eher ein wenig blass blieb. Abgesehen von ihrem Job in der Bäckerei und einigen kleineren Einblicken in ihre Vergangenheit erfährt man nicht viel über sie. Auch die Bereiche ihres Lebens, in denen John nicht dabei ist, bleiben farblos und es scheint fast so, als habe sie außer ihm kaum Menschen, mit denen sie ihre Zeit verbringen würde.

John war zu Beginn nicht gerade ein Charakter zum Liebhaben, was allerdings auch keine besondere Überraschung war und sicherlich in der Absicht der Autorin lag. Mit der Zeit fand ich aber auch ihn sehr liebenswert, besonders weil er und Kirby so viele Interessen teilen und man da schon beim Lesen das Gefühl hat, dass die beiden einfach perfekt zueinander passen.

Seine Querschnittslähmung war auf jeden Fall ein Faktor der dazu beigetragen hat, dass die Geschichte nicht völlig klischeehaft verlaufen ist. Die Erklärungen dazu waren für mich als Laien verständlich und klangen – soweit ich das beurteilen kann – medizinisch korrekt. An einiger Stelle fand ich die Details seines Lebens dann aber auch ein wenig künstlich in die Länge gezogen, sodass ich dort über ein paar kleine Kürzungen nicht allzu traurig gewesen wäre.

Was mir dann am Ende noch mal richtig gut gefallen hat, waren die beiden Epilog. Die haben die Geschichte noch einmal sehr schön abgerundet und mich als Leser damit sehr glücklich gemacht.

 

Fazit

Auch wenn der Klappentext dieses Buches eine ziemlich klischeehafte Geschichte vermuten lässt, wurde ich von der Umsetzung positiv überrascht. Die Charaktere waren interessant gestaltet, was ihr Dynamik sehr schön zu lesen gemacht hat. Dass der Protagonist querschnittsgelähmt ist, macht das Buch auch zu einem thematisch eher seltenen Exemplar. Dieser Aspekt verdient meiner Meinung nach definitiv Anerkennung, denn inklusive Charaktere sind etwas, was dem Buchmarkt in meinen Augen noch in ausreichender Menge fehlt.

Von mir gibt es dafür insgesamt vier Bücherstapel.