Rezension

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Kurzweiliger Schmöker

Das Lied des Himmels und der Meere -

Das Lied des Himmels und der Meere
von Anne Müller

Bewertet mit 3 Sternen

Ms. Beste-Kringel, das Land der großen Möglichkeiten, die Liebe und das Schicksal

Emma eine emanzipierte Schleswigerin aus guten Hause, flieht 1872 vor einer arrangierten Ehe und einer herzlosen und bestimmenden Mutter nach Amerika. Dort soll sie in San Francisco als Gesellschafterin einer reichen Witwe Fuß fassen und ihre neue Freiheit leben. Bei einem Tanztee lernt sie ihren zukünftigen Ehemann und Holzhändler Lars kennen. Die beiden heiraten aus Liebe und Emma zieht zu Lars an die Humboldt-Bucht nach Eureka. Dort lernt sie Lars besten Freund und Trauzeugen Hans kennen und verliebt sich in ihn. Emmas Ehe bleibt kinderlos und sie ist aufgrund von Lars Handelsreisen sehr oft alleine. Als erste Frau arbeitet sie deshalb im Büro von Hans`Schiffswerft. Auch Hans entwickelt Gefühle für Emma. Nach einigen dramatischen Ereignissen sind die beiden besten Freunde Hans und Lars zerstritten und Emma muss Lars zurück nach San Francisco folgen und sich dort wieder ein neues Leben aufbauen. Bei Hans Versöhnungsbesuch kommt es zu einer schicksalhaften Nacht für Emma und Lars - beide wissen aber, dass sie ihre Liebe niemals leben können. Als Hans wenig später im Sterben liegt und Emmas Schwester Bertha in Deutschland schwer erkrankt überschlagen sich die Ereignisse - Emma erfüllt Hans letzten Wunsch in der alten Heimat in Dänemark beerdigt zu werden und überführt die Leiche mit dem Schiff  - gleichzeitig nutzt sie nach 4 Jahren die Gelegenheit dabei ihre Familie in Deutschland zu besuchen. Da Emmas Lieblingsschwester Bertha kurz zuvor ebenfalls verstorben ist - erfüllt auch Emma ihren letzten Wunsch und adoptiert Berthas Tochter Emma. Mit ihr kehrt sie zurück nach Amerika und startet abermals einen Neuanfang als Familie mit ihrem Ehemann Lars.

 

Anne Müller hat mit Emma einen liebevollen Charakter geschaffen, emanzipiert, ihrer damaligen Zeit voraus, nicht zimperlich und überaus resilient. Der Roman lässt sich flüssig und leicht lesen - die norddeutschen und amerikanischen Sprachbesonderheiten geben der Geschichte Witz. Man erfährt ein bisschen was über die amerikanische Einwanderer- und deutsche Auswanderersituation der damaligen Zeit und verliebt sich mit Emma in ihre beiden Männer Hans und Lars. Gut angesprochen wird das Thema der Gleischstellung der Frau - Emma darf nicht arbeiten, kein Geld verdienen, muss immer angepasst und höflich sein. Anne Müller beschreibt gut wie das damals für Frauen war und welche Gratwanderung Emma gegangen ist.

Insgesamt bleibt es alles etwas oberflächlich und kurz abgehandelt - manchmal auch etwas zu konstruiert. Gefehlt hat mir der kritische Blick auf die Nationen, PoC in Amerika - dort scheint unter Weißen, Afroamerikaner und Asiaten alles Friede, Freude, Eierkuchen. Außerdem erfährt nichts aus den Perspektiven der beiden Männer, was denken und fühlen sie - was sind ihre Beweggründe. 

Man muss wissen, was man bestellt hat - ein schöner Schmöker für zwischendurch ist Anne Müller auf jeden Fall gelungen. Wer sich mit den im Roman angeschnittenen Themen der Emmigration, Emanzipation und Rassismus näher auseinander setzten will, kann ja weitere Romane zu diesem Thema lassen. Das Lied des Himmels und der Meere löpt sik jedenfalls allens torecht.