Rezension

Von Schleswig nach Kalifornien

Das Lied des Himmels und der Meere -

Das Lied des Himmels und der Meere
von Anne Müller

Bewertet mit 3 Sternen

Im Jahr 1872 treten wir mit der Hauptfigur Emma eine Schiffsreise von Hamburg nach Kalifornien an. Statt wie vorgesehen den Landrat von Schleswig zu heiraten, hat die Zwanzigjährige beschlossen, ihre Familie hinter sich zu lassen und nach Amerika auszuwandern.

Emmas neues Leben in San Francisco als Gesellschafterin bei einer älteren Dame dreht sich um Mühlespiele, Tanztees und Verabredungen mit dem dänischen Holzhändler Lars, in den sie sich verliebt. Manche Szenen und der Briefwechsel mit ihrer Schwester waren mit etwas zu rührselig, und ich befürchtete, dass das Ganze nur auf eine romantische Liebesgeschichte hinausläuft.

Doch ab der zweiten Hälfte gewann die Geschichte an Spannung und Tiefgang, zumal die Autorin auf das Thema einging, das mich am meisten interessierte: ob und wie es Auswanderern gelingt, in der Fremde Fuß zu fassen und wie sie ihr neues Leben gestalten – zum Beispiel als Holzhändler, Schiffsbauer oder Gesellschafterin. Gewisse Momente, in denen sie plötzlich von Heimwehgefühlen ergriffen werden, beschreibt Anne Müller sehr einfühlsam. Mir gefiel auch die Veränderung, die Emma durchmacht, von einer naiven zu einer reifen Frau, die immer weniger die Benachteiligung der Frauen hinnimmt. Dennoch hätte ich mir noch mehr historische Hintergrundinformationen und eine stärkere Ausarbeitung der Nebenfiguren gewünscht. Der Roman konnte mich nicht so begeistern wie ihr erstes Buch "Sommer in Super 8".