Rezension

Leben nach der Krankheit

Cottage mit Meerblick - Caroline Roberts

Cottage mit Meerblick
von Caroline Roberts

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Welt war so groß wie der mondhelle Himmel und gleichzeitig so klein wie ein einzelnes Sandkorn. Sie konnte einem wehtun und war gleichzeitig wunderschöne. Man konnte sich darin verlieren...“

 

Claire hat eine harte Zeit hinter sich, Sie hat den Brustkrebs besiegt. Nun gönnt sie sich eine Auszeit in einem kleinen Cottage am Meer, bevor sie wieder in ihren Beruf als Journalistin einsteigt. Das Häuschen erweist sich innen als äußerst schlicht, auch wenn es von außen idyllisch wirkt.

Am Morgen sieht Claire einen attraktiven Mann nackt im Meer baden. Es ist ihr Nachbar. Als sie allerdings um Hilfe bittet, weil ihr Herd nicht geht, erweist er sich eher als unfreundlicher Typ.

Die Autorin hat einen bewegenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat lässt sich zügig lesen. Im Kern geht es um das Leben nach bestandener Krankheit, um Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Das Eingangszitat zeigt, das die Autorin das Spiel mit Worten beherrscht und gekonnt Gegensätze in Metapher gleitet.

Im Buch wird deutlich, dass Claires letzte Wochen allein dem Kampf gegen die Krankheit gewidmet waren. Ihre Mutter und ihre Schwester standen ihr dabei zur Seite. Auch ihr Mann Paul hat sie durch die schwierige Zeit begleitet, um ihr danach mitzuteilen, dass er sich anderweitig orientiert hat und nun die Scheidung will. Claire aber sehnt sich nach Zuneigung und Liebe. Dabei hat sie Angst vor der Reaktion eines Mannes, wenn er die Operationsnarben sieht.

Im Cottage legt sich Claire ein neues Hobby zu. Sie backt Brot. Außerdem überlegt sie sich das Thema für eine neue Kolumne. Die vergangenen Tage habe ihr einige magische Momente beschert. Daraus ließe sich sicher eine Serie machen.

Im Ort knüpft Claire schnell Kontakte. Schöne und tiefgreifende Gespräche entwickeln sich. Doch bald wartet der Alltag auf sie. Hier sind Claires Gedanken vor dem ersten Arbeitstag:

 

„...Jetzt sehnte sich Claire nach Normalität – sie wollte einfach ihr Leben zurück, so wie es gewesen war, auch wenn sie wusste, dass es nie wieder so sein würde wie vorher. Aber so war das Leben – eine Reise. Manchmal ein großer Sprung nach vorne, manchmal ein langsames Vorwärtskriechen oder ein paar Schritte zurück...“

 

Ich darf Claires Leben ein reichliches Jahr begleiten, Freude mit ihr teilen, ihre Wut erleben und das Auf und Ab der Emotionen verfolgen. Mehrmals kehrt Claire in das kleine Cottage zurück. Es ist für sie ein Hort der Stille und Besinnung. Dabei lerne ich auch ihren Nachbarn näher kennen, der ebenfalls ein schweres Päckchen zu tragen hat.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein Buch, dass Hoffnung macht, seinen Gefühlen zu vertrauen und nach einem Schicksalsschlag den Neuanfang nicht zu scheuen. Ein Zitat möge meine Rezension beenden:

 

„...Und sie würde nicht vergessen, die einfachen Dinge des Lebens zu genießen, dankbar zu sein für jeden Tag und jeden Moment, der ihr gehörte, und ihr Leben von einem magischen Moment zum nächsten weiterleben...“