Rezension

Lebendige Geschichtsstunde

28 Tage lang
von David Safier

Bewertet mit 4 Sternen

David Safier kann auch ernst. In seinem Jugendroman „28 Tage lang“ verarbeitet der Autor, der in erster Linie für klamaukige, leichte Lektüre bekannt ist, den Warschauer Ghetto Aufstand von 1943 - in Gedenken an seine Großeltern, die in Buchenwald und Lodz ums Leben gekommen sind.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Mira, ein (fiktives) 16-jähriges Mädchen, das Mutter und Schwester durchbringt, indem es Lebensmittel von der polnischen Seite ins Ghetto schmuggelt. Die Ereignisse sind chronologisch den realen Gegebenheiten angepasst – Safier gibt (sofern ich das beurteilen kann), die letzten Wochen im Ghetto recht genau in ihrem Ablauf wieder, sogar Nebenfiguren haben reale Vorbilder.

Der Leser erhält Einblick in die Ängste und den Kampf ums tägliche Überleben der Menschen im Ghetto. Dabei bemüht sich Safier, die schwere Kost möglichst gut verdaubar zu machen. Oder wie er selbst sagt: Man soll das Buch trotz all des Fürchterlichen gerne lesen. So bietet der Blick auf den jugendlichen Widerstand mit zahlreichen Flucht- und Angriffsszenen viel Spannung und mit der Liebesgeschichte, die zwar als weiterer Aufhänger dient, die aber keineswegs vereinnahmend ist und erstaunlicherweise niemals kitschig, einen wohltuenden Lichtblick. Es entsteht eine Art Betrachtung – verschiedener Anschauungen und Entscheidungen; keine davon ist richtig, keine falsch. Miras Entscheidung fällt für den Widerstand – mehr zwangsläufig denn geplant und als Folge einer ganzen Kette von Ereignissen.

Ich habe das Buch gerne gelesen und einiges gelernt. Lediglich die Sprache hat mir stellenweise nicht ganz so gut gefallen. Schlicht, leicht, mit einer Vorliebe für das Wörtchen „doch“ und der Tendenz, die Dinge allzu sehr zu erklären. Ab und zu schimmert auch Safiers Flapsigkeit durch, d o c h ;-) eher selten. Gefühlsmäßig fügt sich der Stil nicht in jeder Situation gut in die Geschehnisse ein, auch wenn er wohl dazu beigetragen hat, dass dieses Buch ein so breites Publikum erreicht hat.