Rezension

lehrreich und interessant geschrieben. Sehr empfehlenswert

Seitenwechsel - Michael Römling

Seitenwechsel
von Michael Römling

DAS COVER (für mich oft nicht wichtig, aber hier erwähne ich es explizit!):
Das Cover finde ich gut gelungen. Eine Schallplatte, bzw. ein Plattenspieler im Stil der 60e Jahre.
Es lässt so gesehen kaum auf den eigentlichen Inhalt schließen, aber wenn man in das Buch reingelesen hat erschließt sich eine gewisse Doppeldeutigkeit des Titels, die sich in der Geschichte wiederspiegelt. . Es geht nicht nur um Grenzwechsel, sondern auch um politische Seitenwechsel. Die Schallplatte wird so zum Sinnbild für Spionage und Flucht. Wie wichtig diese Platte tatsächlich ist, muss man als Leser aber selbst herausfinden.
Inhalt:
Wir begleiten Georg, der im Westen lebt sowie die beiden Brüder Bernhard und Julius sowie dessen Freundin Barbara, die im Osten leben. Sie unternehmen viel zusammen, aber bald werden die Grenzen neu gesichert. Berlin wird entgültig gespalten, nämlich durch die Planung und den Bau der Mauer. Die Freunde stehen kurz vor einer Trennung, die nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Die Abriegelung von Ost-Berlin ist minutiös geplant und über Nacht wird die halbe Stadt mit Stacheldraht und Grenzposten bestückt.
Julius und Bernhard bekommen von Jack noch vor dieser Aktion Wind von der Sache und wollen in den Westen fliehen bevor alle Lücken in den Grenzen geschlossen werden.
Sie brauchen dabei Jacks Hilfe. Er ist Amerikaner und fährt ein Diplomatenfahrzeug. Dies und seine Uniform öffnen zur damaligen Zeit einige Türen. Aber Grenzen, oder die Herzen der Ostdeutschen Grenzposten? Das wird sich zeigen. Und welche Rolle spielt Jacks Chef Aragon dabei? Und auf welcher Seite ist Barbaras Vater?

Der Autor erzählt eine lebhafte Geschichte von DDR Flüchtligen, Besastzern, Machtspielchen an der Grenze und zeichnet so ein authentisches Bild der damaligen Zeit. Manchmal fragt man sich, ob einer der sympatischen Protagonisten ein Spitzel ist. Es werden viele kleine Spannungsbögen aufgebaut, die das Lesen vorantreiben.
Meine Meinung:
Für „Mauer“-Interessierte ist dies ein kleines Stück Bildung verpackt in einen Roman, der zwar fiktiv, aber oft nah an der Wahrheit liegt.
Es lohnt sich das Nachwort am Ende des Buches zu lesen, denn da wird auch noch einmal erklärt wie es um 1958/61 tatsächlich gelaufen ist, und wo sich der Autor zusätzliche Handlungen erlaubt hat.
Vorab kann man auch den Glossar am Ende des Buches lesen, um beim Lesen schon einmal die wichtigsten Personen, oder Organisationen auf dem Schirm zu haben.
Mir als nicht politisch versiertem Leser ist es manchmal schwer gefallen die Orte nach Ost und West zu unterscheiden, oder die Besatzer und die Verstrickungen von Ost und West zu verinnerlichen. Auch gab es viele Personen, die man sich merken musste.
Hätte ich vorher das Glossar gelesen wäre mir manches leichter gefallen.
Wenn man aber das Buch konzentriert durchliest ist es möglich alle Informationen zu verarbeiten.

Fazit: Dieses Buch hat Unterhaltungswert, aber auch Bildungswert.
Ich habe durchaus ein wenig mehr Einblick in die Ängste und Denkweisen der Ost- und Westbürger gegenüber den verschiedenen Systemen bekommen. Den offensichtlichen Schrecken der Zeit wird man aber nur nachvollziehen können, wenn man wirklich zu dieser Zeit an diesen Orten gelebt hat.
Ich spreche eine ganz klare Leseempfehlung für Geschichtsinteressierte Menschen aus.