Rezension

Leichte Leseromanze mit vielversprechender Grundidee, aber wenig Tiefe

Love is on Air -

Love is on Air
von Sophie Sullivan

Bewertet mit 3 Sternen

„Ich muss mich nicht ändern, um mich gut zu fühlen, aber ich muss mich antreiben, um besser zu sein.“

Dreißigste Geburtstage haben es manchmal ganz schön in sich. Das muss auch die Radioproduzentin Everly Dean feststellen. An ihrem 30. Geburtstag überrascht sie ihren Freund mit einer anderen. Als sie sich bei ihrer Freundin Radiomoderatorin Stacey sehr ehrlich und direkt darüber auslässt, ist sie unglücklicherweise live auf Sendung und für alle Hörer gut zu verstehen. Der Sender hat mit sinkenden Hörerzahlen zu kämpfen und Everlys Chef Chris sieht in Everlys unfreiwilligem Live-Ausbruch eine Chance. Everly soll auf Partnersuche gehen, sich auf Blind Dates mit ausgewählten Männern treffen, über Social Media die Hörer teilhaben lassen und sich am Ende für einen Sieger entscheiden. Keine einfache Aufgabe für Everly, die als Sozialphobikerin große Probleme im Umgang mit Menschen hat. Außerdem gehört ihr Herz längst einem anderen, doch das darf keiner wissen….

 

Sophie Sullivan schreibt  als allwissende Erzählerin leicht verständlich und klar in der dritten Person, meist aus Everlys Sicht. In Kursiv werden dabei oft Everlys Gedanken eingeschoben. Teilweise wird das Geschehen auch aus Chris Perspektive geschildert.

 

Everly ist eine ganz besondere Hauptfigur mit einer Sozialphobie, die sich im Umgang mit anderen Menschen sehr unsicher fühlt. Sie ist oft hin- und hergerissen, wie folgende Passage zeigt: „Sie hasste es, dass ihre Gefühle immer so widersprüchlich waren. Sie wollte etwas unternehmen, aber nicht die Wohnung verlassen. Sie wollte jemanden treffen, hatte aber keine Lust, sich mit jemandem zu unterhalten.“ Dass Everly Schwierigkeiten hat, sich selbst anzunehmen, liegt auch daran, dass ihre Ängste von ihren Exfreunden und ihren Eltern nie ernst genommen wurden. Die Panik vor Situationen mit Menschen, ihre Sozialphobie, legt ihr Stolpersteine in den Weg, die sich nicht so einfach wegräumen lassen. Everly leidet zudem sehr darunter, dass ihre Eltern sich ständig trennen und wieder versöhnen.  
Everlys beste Freundin Stacey akzeptiert Everly wie sie ist. Stacey ist sehr kommunikativ, stürzt sich ins Sozialleben, hat ein Date nach dem anderen. Auch bei ihr läuft nicht alles rund. Sie hat große Angst davor, sich festzulegen. Da Stacey und Everly recht unterschiedlich sind, gibt es auch zwischen ihnen Konflikte.  
Everlys Chef Chris zeigt sich meist sehr verständnisvoll Everly gegenüber, kann und will sich ihr gegenüber aber nicht komplett öffnen.
Everly tat mir oft leid, dennoch empfand ich sie als ein wenig blass und spröde. Dass sie auf manche Menschen liebenswert wirken mag, freut mich für sie, ich konnte das leider nicht so empfinden. Ihre permanenten Sorgen um ungelegte Eier sind sicher durchaus nachvollziehbar, wenn man ihre Situation berücksichtigt, leider aber auch ein wenig anstrengend und nervig. 

 

Die Grundidee einer Bachelorette mit Sozialphobie ist durchaus charmant. Ihre einzelnen Dates spielen in „Love is on air“ allerdings nur eine untergeordnete Rolle.
Dass Everly von vielen Menschen so akzeptiert wird, wie sie ist, gefällt mir. Sie muss und kann sich nicht komplett ändern, aber sie wagt sich ein Stück weit aus ihrem Schneckenhaus, erkennt, dass es zu einem erfüllten Leben manchmal dazugehört, Risiken einzugehen.
Von vornherein ist recht vorhersehbar, wie das Ganze enden wird. Gerade im Mittelteil zieht sich die Handlung dann auch ziemlich, hält sich an Szenen auf, die nicht weiterführen.  
Das Ende ist mir persönlich zu übertrieben süß. Die durchaus guten Ansätze gehen dabei unter einer dicken Schicht Zuckerguss leider verloren.  
Insgesamt also: Eine leichte Romanze mit reizvoller Grundidee und einigen interessanten Aspekten, die mich aber letztendlich nicht durchgehend überzeugen konnte.