Leider zu kurz für die tolle Idee!
Bewertet mit 4 Sternen
Ich lese eigentlich eher selten historische Romane, da sie mir manchmal zu trocken oder zu lang oder zu vorhersehbar sind, aber als ich die Leserunde hier entdeckt habe, war ich sofort neugierig, denn ich finde die Zeit, in der es spielt einfach unglaublich spannend! So kurz vor Anfang des Krieges und die Unruhen in Indien..eine tolle Kulisse für einen Roman!
So vielversprechend geht es eigentlich auch die ganze Zeit weiter.
Im Prinzip lässt sich das Buch in drei Handlungsstränge einteilen. Da wäre einmal die im Klappentext erwähnte Liebe zwischen Lady Ada und dem Inder, die nicht sein darf, ein sehr pikantes Geheimnis um die Tochter der Haushälterin von Somerton Court und eine nicht weniger (für die damalige Zeit) skandalöse Sache, den Sohn der neuen Hausherrin betreffend.
Denn Lord Westlake kehrt nach langer, langer Zeit aus Indien nach England zurück, da er 1. um seinen Gouverneursposten bangen muss und 2. eine reiche Lady heiraten möchte, die drei weitere Kinder mit ins Haus bringt zu Lord Westlakes beiden Töchter, Lady Ada und Lady Georgiana.
Mit diesem Ereignis kreuzen sich die drei Handlungsstränge und immer und immer wieder werden sie miteinander verwoben, sodass man beinahe atemlos mitliest, auch wenn mir manche Auflösungen zu Beginn schon sehr klar waren. Dies hat mich jedoch ganz und gar nicht gestört, denn es kam auch vor, dass ich das Gefühl hatte, die Lösung wäre doch eine andere. Wie gesagt, die Spannung blieb die ganze Zeit!
Mit diesen verschiedenen Geschichten in der Geschichte gibt es selbstverständlich auch viele Charaktere, von der Lady bis zur Köchin und ich hab mit Freuden alle von ihnen kennengelernt. Natürlich mochte ich manche mehr als andere, Lady Ada habe ich beispielsweise sofort ins Herz geschlossen, denn sie interessiert sich, im Gegensatz zu anderen Frauen, für das Frauenwahlrecht und möchte in Oxford studieren. Ein Wunsch, den ich selbst gut verstehen kann und der sie sehr von anderen Frauen ihres Standes abhebt. Ebenfalls sehr gern mochte ich die oben erwähnte Tochter der Haushälterin, Rose, die mit ihrer lieben, naiven aber auch so loyalen Art bei mir viele Sympathie-Punkte ernten konnte.
Vom Protagonisten der dritten Geschichte möchte ich gar nicht so viel sagen, denn sonst weiß man eventuell schon zu viel und ich nehme alles vorweg, aber es bleiben ja noch eine Menge Nebencharaktere, wie die unausstehliche neue Ehefrau Lord Westlakes und ihre Tochter Charlotte, die nur Kleidung und ihren Debütantinnenball im Kopf hat. So eine zickige Person ist mir schon lang nicht mehr untergekommen und mehr als einmal ist mir jetzt schon aufgefallen, dass die Zicken in Büchern oftmals Charlotte heißen. Woran das wohl liegt?
Irgendwie habe ich beim Schreiben dieser Rezension das Gefühl, ich werde dem Buch gar nicht richtig gerecht, aber das liegt, glaube ich, daran, dass es einfach viel zu kurz war. Ich weiß zwar, dass es eine Reihe wird, aber man hätte diesen Teil, sogar ohne neue Details mit einzuflechten, noch viel länger machen können. So kamen viele Aktionen sehr überhastet und plötzlich und man konnte den tollen Stil der Autorin gar nicht richtig genießen, da es ständig Schlag auf Schlag hektisch weiterging. An sich ist so etwas kein Problem, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die vorherige Szene noch gar nicht beendet ist und aber schon die nächste kommen musste.
Dieses hohe Tempo hält Leila Rasheed auch bis zum Ende, einem Cliffhanger der hohen Schule, wenn ihr versteht, was ich meine und vielen neuen Fragen und aber auch wenigstens einem Abschluss der drei Haupthandlungssträngen.
Fazit
"Rückkehr nach Somerton Court" hat mich einen Abend lang sehr gut unterhalten können und ich habe mir gewünscht, dass es mehr Stunden gewesen wären. Die Autorin hat drei Geschichten zu einer verwoben, eine tragischer als die andere, erzählt diese mit wunderbaren, flüssigen Sätzen, aber letztendlich hatte ich ständig das Gefühl, es fehlt etwas, weshalb ich nicht die volle Punktzahl vergeben kann. Es sind aber trotzdem noch 4 von 5 Sternen und wenn Teil 2 300 Seiten mehr hat, bin ich mir sicher, dass das noch ein Sternchen mehr werden kann.