Rezension

Leo will es wissen

Der Tod bohrt nach - Isabella Archan

Der Tod bohrt nach
von Isabella Archan

Bewertet mit 5 Sternen

„...Abgesehen davon, dass ihr alle drei wie benutzte Taschentücher ausseht, kommt mir der vorschnelle Lösungsansatz doch sehr chauvinistisch vor...“

 

Leocardia, genannt Leo, hat Nachtbereitschaft in ihrer Zahnarztpraxis. Da erscheint Dietrich mit starken Schmerzen wegen eines abgebrochenen Zahns. Sie gibt ihm eine Spritze. Als ein neuer Patient kommt und sich Leo kurz um ihn kümmert, verlässt Dietrich fluchtartig die Praxis. Zuvor hat er noch gestammelt, dass er sich um eine junge Frau kümmern müsse, die in Lebensgefahr sei.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Es ist der dritte Fall mit Leo. Diese fungiert als Ich-Erzählerin.

Leo ist mit Kriminalkommissar Jakob liiert. Ihm erzählt sie von den Patienten in der Praxis. Wenige Stunden später landet im Kommissar eine Vermisstenanzeige. Die junge Frau namens Annika wohnt im gleichen Haus wie Dietrich.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist sehr abwechslungsreich. Die Personen werden gut charakterisiert. Über Dietrich liest sich das so:

 

„...Kurz und dick. Halbglatze. Schmerbauch. Unbedeutend. Alleinstehend. Zu wenig Frührente, um sich Liebe zu kaufen, zu viel verbleibendes Testosteron, um frei von Sehnsucht zu sein. Dazwischen so viel Nettigkeit, so viel Hilfsbereitschaft...“

 

Natürlich will Jakob, dass sich Leo aus den Ermittlungen heraushält. Sie aber steckt ihre Nase tiefer ins Geschehen, als das für sie gut ist.

Im Team der Kriminalisten herrscht eine angenehme Atmosphäre. Das zeigt das Eingangszitat. Es stammt von Birgit. Die drei Herren des Teams haben aus unterschiedlichen Gründen gerade eine kurze Nacht hinter sich. Jakob ist als Chef geachtet. Er hat ein Händchen für seine Leute. Das Gespräch mit Luis über Vor- und Nachteile der Polizeiarbeit und seine mögliche Zukunft zum Beispiel ist sehr einfühlsam.

Der Wechsel zwischen Leos Handeln und den offiziellen Ermittlungen sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Dabei zeigt die Autorin, dass sich die Arbeit im Team nicht auf den einen Fall beschränkt. Nicht nur Annikas Privatleben, auch das ihrer besten Freundin Malu bringen die Ermittler auf die eine oder andere Spur. Natürlich gehe ich als Leser alle Umwege mit. Vor allem Leo sorgt für manch humorvolle Momente.

Zwei Besonderheiten zeichnen das Buch aus. Zum einen wird eine kleiner Teil der Handlung in Form einer Screwball-Komödie erzählt. Es ist eine spezielle Form eines Unterhaltungsfilm und beleuchtet komplexe Beziehungen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Die teilweise kursiv gesetzten Szenen muss man als Leser einfach auf sich wirken lassen, dann setzt das Kopfkino ein.

Der zweite Punkt besteht darin, dass speziell im letzten Drittel der Täter einen Blick in seinen Seelenzustand gestattet. Unzufriedenheit, Geldgier und Hoffnug auf ein sorgenfreies Leben gehen dabei eine unheilige Allianz ein. Er formuliert dabei in Hinsicht auf mögliche Komplizen:

 

„...Am Ende des Tages zählten doch Geld und Gier mehr als ein Leben...“

 

Gut finde ich auch all die Stellen, wo mich Leo an ihren Gedanken teilhaben lässt. Das betrifft nicht nur den Fall, sondern auch ihr Zusammenleben mit Leo und die Probleme mit dem Vater.

Jedes Kapitel beginnt mit einem mehr oder weniger amüsanten Spruch, der im Geschehen dann seine Rechtfertigung findet.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin versteht es gekonnt eine komplexe Geschichte mit vielen Facetten zu erzählen.