Rezension

Licht gegen Schatten

Aurora – Das Flüstern der Schatten -

Aurora – Das Flüstern der Schatten
von Caroline Brinkmann

Bewertet mit 3 Sternen

Tag und Nacht, hell und dunkel, schwarz und weiß, Yin und Yang, gut und böse, Sonne und Regen – mit diesen Gegensatzpaaren wachsen wir in unserem Kulturkreis auf und verstehen erst mit zunehmendem Alter, dass zwischen Schwarz und Weiß auch ganz viele Graustufen stecken können. Grundsätzlich aber haben diese Antonyme ihre Berechtigung, wie auch Caronline Brinkmann in ihrem Fantasyroman „Aurora“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. In Hansewall regieren die Anbeter des Lichts. Doch die sogenannten Sanktiner haben einen Gegenspieler bekommen: den dämonischen Herrn der Käfer. In der Dunkelheit regieren seine Kräfte und plötzlich birgt die Nacht für die Stadtbewohner allerlei Gefahren. Mittendrin Aurora, eine Priesterin des Lichts, und ihre Liebe Elian, ein Diener der Dunkelheit. Aurora begibt sich in den Kampf gegen den Herrn der Käfer und stellt damit ganz Hansewall auf den Kopf. Doch sie selbst geht dabei verloren und begegnet ohne jegliche Erinnerung an sich selbst dem jungen Seefahrer Kaz, der ihr das Leben rettet und seines gleichzeitig in höchste Gefahr bringt.

Caroline Brinkmann hat ein äußerst interessantes Setting in und um Hansewall aufgebaut. Nach und nach stoßen zu den braven Bürgern Hansewalls immer mehr fantastische Figuren, die Flüsterwesen. Nixen, Hexen und andere Wesen leben im Schatten und sind von den Sanktinern und den Unheiligen gleichermaßen ungern gesehen. Durch den Fall des Herrn der Käfer gerät die Stadt in ein unheilvolles Ungleichgewicht und es stellt sich heraus, dass die selbstvergessene Aurora, Elian, Kaz, Nyx und Violetta in einer Art Schicksalsgemeinschaft das Gleichgewicht möglicherweise wieder herstellen können.

So überzeugend ich die Grundidee des Romans finde und auch die Handlung spannungsgeladen erzählt wird, so wenig warm wurde ich mit der Erzählweise. Brinkmann hat sich für wechselnde Perspektiven entschieden. In kurzen Kapiteln erzählen die Hauptfiguren als Ich-Erzählende aus ihrer Sicht die Geschichte. Doch die Erzählstimmen unterscheiden sich in meinen Augen nicht sehr voneinander. Ohne die Verwendung der jeweiligen Figurennamen als Kapitelüberschrift wären die wechselnden Erzähler nur schwer auseinander zu halten. Das begann mich beim Lesen zunehmend zu nerven, weil damit auch der Erzählflow völlig unnötig ausgebremst wurde. Mit den kurzen Perspektiven hat sich die Autorin auch die Chance vergeben, ihren Charakteren eine tiefergehende Entwicklung zu ermöglichen. Ihnen fehlt eine gewisse Tiefenschärfe und damit leidet die Glaubwürdigkeit. So hatte ich zwar ein kurzweiliges Lesevergnügen in Hansewall, nachhaltig bleiben mir aber keine Figuren im Gedächtnis und das ist doch schade.