Rezension

Lieben heißt Hoffen

Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien -

Die Erinnerung riecht nach gelben Kamelien
von Bettina Lausen

Bewertet mit 4 Sternen

Carolin lebt allein mit ihrem Vater, der eine Möbelfabrik besitzt. Als ihr Vater plötzlich stirbt, lernt sie auf der Beerdigung ihre bisher unbekannte Großmutter Frida kennen. Von der unerwarteten Existenz einer Familie überwältigt, möchte Carolin nun wissen, wie es zum Bruch zwischen ihrem Vater und seiner Mutter gekommen ist.  Bereitwillig erzählt Frida Carolin ihre Lebensgeschichte, die von einer großen Liebe, Verlust, Flucht und schmerzhaften Erfahrungen geprägt ist

Die Autorin  erzählt in der Rahmenhandlung Carolins Geschichte. Carolin sieht sich nach dem Tod des Vaters  in der Verantwortung für ein Unternehmen, das sie nicht will und in einer Beziehung, die in Schieflage ist. Sie muss Entscheidungen treffen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich dieser Teil des Romans nicht so wirklich fesseln konnte. Ich mochte Carolin nicht besonders, da mir ihr Verhalten und einige Entscheidungen nicht gefallen haben. Fasziniert dagegen hat mich Fridas Lebensbeichte. Der Bericht beginnt im Sommer 1939 in Berlin kurz vor Kriegsausbruch. Frida, die aus Ostpreußen stammt, wohnt bei ihrer Tante Maria. Ihren Verlobten Erwin kennt sie schon seit Kindertagen. Der Krieg verändert alles. Erwin wird eingezogen. Die Bomben auf Berlin zwingen Frida zur Rückkehr nach Ostpreußen, wo sie Erwin wieder trifft, der eine Kriegsverletzung auskuriert. Der Vormarsch der Roten Armee zwingt sie zur Flucht, während der die beiden Liebenden getrennt werden. Frida geht mit ihrer Mutter und ihrer Schwester zurück nach Berlin. Ihr Herz gehört immer noch Erwin.

Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen der Flucht während des kalten Winters. Ich konnte die Eiseskälte, die Verzweiflung und die Trostlosigkeit sehr gut nachempfinden und war froh, ein Taschentuch in der Nähe zu haben. Dabei schreibt die Autorin in einem eher sachlichen Stil, der mir persönlich sehr angenehm war. Frida war mir um einiges sympathischer als Carolin. Frida ist eine starke Frau, die an ihrer Liebe zu Erwin festhält, obwohl er nicht immer die strahlende Lichtgestalt ist. Durch Fridas Lebensgeschichte thematisiert die Autorin wichtige Ereignisse der Naziherrschaft und bringt sie dem Leser anschaulich ins Gedächtnis.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, wenn ich mir auch etwas weniger Carolin und dafür etwas mehr Frida gewünscht hätte.