Rezension

Liebenswerte Figuren, die mein Herz erreicht haben ...

Ab morgen ein Leben lang - Gregory Sherl

Ab morgen ein Leben lang
von Gregory Sherl

Bewertet mit 5 Sternen

Evelyn Shriner macht mit ihrem Freund Schluss, weil sie einen Blick in ihre romantische Zukunft geworfen hat und diese mit Adrian einfach schrecklich aussieht. Zur gleichen Zeit macht Godfrey Burkes seiner Freundin Madge einen unbeholfenen Heiratsantrag, denn er hat seine große Liebe schon gefunden. Allerdings hat Madge eine Bedingung, sie möchte ihre gemeinsame romantische Zukunft sehen und dann entscheiden. Godfrey ist alles andere als begeistert davon, lässt sich aber darauf ein. Bei Dr. Chin treffen so Evelyn und Godfrey zum ersten Mal aufeinander. Sie um ihre Verflossen zu testen, falls doch Mr. Right dabei war und Godfrey um sein versprechen einzulösen. Dabei wissen beide nicht, dass sie füreinander bestimmt sind und nur durch Verwicklungen und Zufälle wählen beide, bei einer Sitzung, den Namen des jeweils anderen und erleben einen Systemfehler, denn „In Fällen von wahrer Liebe kann es zu Systemfehlern kommen.“ Jetzt heißt es nur noch, sich zu finden? Zu den eigenen Gefühlen stehen? Und ist es wirklich die große Liebe? Welche Hand werden sie am Ende, in ihren eigenen halten?

Eine ganz tolle Geschichte, die mich beim Lesen glücklich gemacht hat, denn man spürt die Liebe darin, den schrägen Humor und auch die Sicht auf unsere Gesellschaft, die nichts den Zufall überlassen möchte, sogar in der Liebe nicht.
Erzählt wird das alles abwechselnd von Evelyn und Gregory, was ich unglaublich gut und witzig fand. Allein die passenden Überschriften, über den Kapiteln machten mir schon große Freude auf den Inhalt. Dabei erleben wir immer das verrückte Leben der Beiden, ihre Gedanken, ihre Sorgen und davon haben sie viele, ihre Wünsche und ihr ständiges Versuchen mit allem klarzukommen und den eigenen Platz im Leben zu finden. Da beide durch ihre Eltern und ihrer Kindheit sehr geprägt wurden, sind viele Dinge für sie nicht natürlich und oft sind sie verunsichert, oder fühlen sich ungeliebt. Sie wissen einfach nicht, was gut ist und was nicht. Da sieht man mal wieder wie viel Einfluss Eltern haben können, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Evelyn Shriner ist Bibliothekarin und hat ein Faible für Buchzitate und sie liebt es, Geschichten ein anderes Ende zu verpassen. Sie hatte eine Schwester, die sie nie kennengelernt hat, weil ihre Eltern erst nach deren Tod sich für ein weiteres Kind entschieden hatten. Ein Ersatzkind sozusagen und daran hat Evelyn zu knabbern, sie fühlt sich ungeliebt und meint, sie hat ein großes Loch in sich, und wenn sie zu viel liebt, könnte ihr Herz zu Stein werden. Ihre Eltern sind keine große Hilfe, da sie nicht merken das Sie ihre zweite Tochter so einengen und nicht bedingungslos lieben. Also sucht sie ständig Dr. Chin auf, um zu sehen, ob sie schon den Richtigen kennengelernt hat, um nicht nochmals jemanden ihr Herz zu schenken. Das macht Evelyn am Anfang recht ungewöhnlich, aber ihre verrückten Ideen und Ansichten wachsen einen schnell ans Herz und ihre verzweifelte Suche nach ihrem Platz im Leben und einer eigenen Familie konnte man einfach gut nachempfinden.
Dann haben wir Godfrey, der in einem Fundbüro arbeitet, was irgendwie recht passend war, da er selber ständig alles vergisst. Er ist das Ergebnis eines Seitensprungs seiner Mutter, und da diese, ihm als Kind gesagt hat, sein Vater war ein Tier, denkt er, dass er dieselben Gene in sich trägt und über jede Frau herfallen würde, wenn er da nicht Madge hätte. Er ist der festen Annahme, dass seine Freundin in ihm den wahren Kerl sieht und ihn erdet, damit er nicht so wird, wie sein leiblicher Vater. Dabei merkt er gar nicht, dass er sich in seiner Beziehung gar nicht wohlfühlt und von Madge ständig herum gestupst wird, dass er sich verändern soll. Sie möchte eigentlich einen ganz anderen Kerl und versucht Godfrey dazu zubringen und ist immer mehr gefrustet, dass es nicht nach ihrer Nase geht und klappt. So ist auch Godfrey innerlich verzweifelt und er sucht einfach nur den einen Menschen, der nur ihn sieht, den leicht zerstreuten, aber sehr liebenswerten Typen.
Diese Zwei Figuren wurden so herrlich mit Liebe und Leben gefühlt, dass ich sie einfach mochte und mit ihnen mitgelitten hatte. Der Humor des Autors war so herrlich zu lesen und ich fand es toll das der Blick in die Zukunft bei wahrer Liebe mit Systemfehlern behaftet ist. Wenn man genauer darüber nachdenkt, doch ein kritischer Aspekt in unseren Leben, immer alles vorher wissen zu wollen, um sich dann erst zu entscheiden, statt auf sein Gefühl zu hören und im Jetzt zu leben.
Für mich ein absoluter Buchschatz und genau mein Ding gewesen, eine kleine Geschichte zum gern haben und immer wieder lesen. Toll fand ich für mich auch, dass die Zukunftseherei nicht zu viel Raum genommen hat, sondern eher Mittel zum Zweck war, denn Evelyn und Godfrey sind ihr die Stars.