Rezension

Liebesroman

Warte auf mich - Miriam Bach

Warte auf mich
von Miriam Bach

Bewertet mit 5 Sternen

Auf einer Verlagsfeier begegnen sich die 39jährige Autorin Miriam Bach und der 17 Jahre ältere Erfolgsschriftsteller Philipp Andersen. Sie verlieben sich über die gegenseitige Lektüre ihrer Bücher leidenschaftlich ineinander, allerdings in dem Wissen, dass ihre Liebe letztlich keine Chance haben kann. Denn Philipp ist glücklich verheiratet und lehnt eine Trennung von seiner Ehefrau strikt ab. Und Miriam stemmt sich vehement gegen die Rolle der Nur-Geliebten, wünscht sich über alles einen Ehepartner und vor allem ein Kind. Mehrere Monate leben beide intensiv ihre Liebe aus. Miriam versucht immer wieder, das Ganze zu beenden, denn "kein Himmel ohne Hölle" (S. 11). Was wird am Ende stehen - die Trennung, die Fortsetzung des Status Quo oder gar die Ehe?

 

Schon in formaler Hinsicht ist dieses Buch etwas ganz Besonderes. Der Anfang und das Ende spielen in der Gegenwart, ca. sieben Jahre nach der eigentlichen Romanze. In diesem Rahmen erfährt der Leser, wie es zu dem vorliegenden Roman gekommen ist: Dem Buchverleger wird von der Agentin und zugleich Ehefrau des Autors Philipp Andersen ein Buchentwurf zugespielt, zusammengepuzzelt aus der bereits als Buch veröffentlichten eigenen Geschichte Philipps und dem an sich nicht zur Veröffentlichung bestimmten Manuskript der Geschichte Miriams. Eingefügt in diesen Rahmen sind dann Kapitel, die sich wiederum in tagebuchmäßig datierte Abschnitte gliedern, welche abwechselnd von Philipp und Miriam stammen. Sie sind schon äußerlich an unterschiedlichen Schrifttypen erkennbar. Philipps Geschichte ist dabei in der Ich-Perspektive geschrieben, die von Miriam aus Sicht des allwissenden Erzählers.

 

Aber auch in materieller Hinsicht handelt es sich um einen ganz besonderen Liebesroman. Gegenstand ist eben nicht nur eine ganz triviale Liebschaft eines älteren, verheirateten Herrn mit einer stets auf ihn wartenden jungen Geliebten. Nein, es ist eine Amour fou zwischen Liebenden, die sich als Zwillinge oder Seelenverwandte empfinden. Diese Einzigartigkeit der Liebe kommt sprachlich durch eine poetisch anmutende Sprache zum Ausdruck. Z.B. nennen die Protagonisten ihre Treffen "Himmelfahrten" und "dem Himmel gestohlene Stunden" oder ist Miriam für Philipp eine Frau, in deren Mund und Augen sich die Monate widerspiegeln, und ist Philipp für Miriam der Benjamin Button, also die Filmfigur, die als Greis geboren und im Lauf der Zeit immer jünger wird. Überhaupt spielen Bezugnahmen auf Filme und vor allem Musikstücke (etwa "Still" von Jupiter Jones) eine wichtige Rolle.

 

Mich hat dieser gefühlvolle Liebesroman einfach verzaubert. Er liest sich wunderbar. Mit den Protagonisten muss der Leser einfach mitfühlen, sich mit ihnen freuen, mit ihnen leiden und zweifeln. Der Umstand, dass Philipp und Miriam intensiv über moderne Medien wie SMS via i-phone oder WhatsApp, Mails, Chats per Facebook oder Skype den Kontakt halten, macht aus der Geschichte eine zeitgemäße lovestory, die der moderne Leser umso besser nachvollziehen kann und ihn sich mit den Romanfiguren identifizieren lässt. Denn wer kennt es nicht, das sehnsüchtige Warten auf eine Nachricht des Liebsten?