Rezension

Living on the edge

Freedom's Child - Jax Miller

Freedom's Child
von Jax Miller

Noch ist Jax Miller, die Amerikanerin mit den irischen Wurzeln, in der Szene der Literaten ein relativ unbeschriebenes Blatt, aber das kann sich schnell ändern, denn mit ihrem Debüt „Freedom’s Child“ verlässt sie die ausgetretenen Pfade der weiblichen Autoren im Thrillerbereich. Millers Stil ist eine Mischung aus Pulp, Punk und Country Noir, mit einer Hauptfigur im Zentrum der Handlung, die man einfach gernhaben muss.

Freedom Oliver arbeitet hinter dem Tresen einer versifften Biker-Bar im ländlichen Oregon, dort, wo der amerikanische Traum nichts weiter als ein Mythos ist. In einem früheren Leben war sie verheiratet und hatte zwei Kinder. Aber sie hatte auch einen Ehemann, der sie solange grün und blau prügelte, bis sie ihn erschoss. Mit einem krummen Deal lieferte sie den nichtsnutzigen Bruder ihres Mannes als dessen Mörder ans Messer, der dafür in den Knast ging.

Aber der Preis für ihre Freiheit ist hoch: seither lebt sie im Zeugenschutzprogramm, und ihre beiden Kinder hat sie seither nicht mehr gesehen, außer auf Fotos, die die beiden auf Facebook posten. Mittlerweile sind achtzehn Jahre vergangen, ihr Schwager ist wieder auf freiem Fuß und brennt, unterstützt von seiner Sippe, vor Rache. Und offenbar weiß er, wie Freedom tickt, denn als sie erfährt, dass ihre Tochter spurlos verschwunden ist, gibt es für sie kein Halten mehr und sie verlässt ihre Deckung…

Liebling der Herzen wird sie wohl nicht werden: Freedom hat ein lockeres Mundwerk, sie raucht wie ein Schlot, kippt sich gerne und oft einen hinter die Binde, ist nicht besonders wählerisch, was ihre sexuellen Kontakte angeht. Aber sie hat ein Herz aus Gold, auch wenn es unter einer dicken Rolle Stacheldraht verborgen ist. Die einzige Konstante, die sie in ihrem Leben hat, ist die Liebe zu ihren Kindern.
 
Es gibt viele Nebenkriegsschauplätze, die Jax Miller im Laufe der Handlung eröffnet. Hier ein neues Thema, da eine unerwartete Wendung - vieles wird angerissen, aber nicht vertieft, was zwar Tempo schafft, aber nur wenig zum Fortgang der Handlung beiträgt.

„Freedom’s Child“ ist ein Erstling, und so sollte man wohlwollend über die eine oder andere Schwäche dieses Thrillers hinwegsehen: die Sprache einen Tick zu ordinär, die Action etwas zu überzogen, besonders am Ende. Im Gesamtzusammenhang passt es dann doch, aber Raum nach oben bleibt. Ich hoffe sehr, dass Miller kein „one-hit-wonder“ ist und wir uns noch auf weitere Romane freuen dürfen – eine erfrischende, unkonventionelle Autorin!